Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

648 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

nennt die Larven Schwärmſporen und ſchreibt: „J<h entdeckte die Shwärmſporen zuerſt, als i< friſh geſammelte Spongillen einige Stunden in einem Gefäße voll Flußwaſſer hatte liegen laſſen. Man erkennt ſie ſhon mit bloßem Auge, indem ſie eine Größe von nahezu zwei Dritteilen eines Millimeters im Längs- und gegen !/2 mm im größten Durchmeſſer erreichen. Sie ſind von ovaler Geſtalt und auch in der Regel an dem einen Ende etwas mehr zugeſpißt, gerade ſo wie ein Hühnerei. An den meiſten Exemplaren kann man ohne Fnſtrument einen waſſerhellen halbkugeligen Raum in dem vorderen und einen blendend weißen in dem hinteren Teile des Körpers unterſcheiden. Von einem vorderen Teile iſt inſofern zu reden erlaubt, weil beim Schwimmen meiſt der das Licht ſ{hwach brechende Teil nah vorn und der ſtark brehende nach hinten zugekehrt iſt. Die Sporen ſ{hwimmen in den verſchiedenſten Nichtungen umher; zeitweiſe ſ{hwimmen ſie an der Oberfläche des Waſſers, dann gehen ſie in die Tiefe, gleiten an dem Boden des Gefäßes entlang, erheben ſi<h wieder in die oberen Schichten der Flüſſigkeit; ſie ſchwimmen in gerader Linie; öſters drehen ſie ſich im Kreiſe herum. Treffen zwei Exemvlare zuſammen, jo ſ<wimmen ſie oft minutenlang aneinander herum und entfernen ſi wieder; oft bleiben ſie eine Zeitlang unbewegt und beginnen dann ihre Bewegungen von neuem.“

Die frei <wärmende Larve kommt in ihrem feineren Bau na< den Unterſuchungen von Otto Maas dem ausgebildeten Schwamme in vielen Beziehungen ſchon ſehr nahe, und ſie iſt viel höher differenziert als die frei {wimmende Larve von dem Kalkſhwamm Sxycon (vergl. S. 631). Sie iſt zunächſt vollſtändig von einer mit Wimpern bede>ten Haut bekleidet, die dem äußeren Keimblatt entſpricht, und die dem halb-

E __ kugeligen, waſſerhellen Raum des vorderen Teils (LieberEEA E E kühn) entſprechende Höhle iſt vom innerſten Keimblatt ausgetleidet. Zwiſchen beiden Keimblättern hat ſich aber auh {hon das mittelſte mit ſeinen Skelettelementen angelegt. „Die Spikula (Nadeln) ſagt Maas von der Larve auf dieſer Stufe der Entwickelung, „haben an Zahl ſehr zugenommen, liegen aber ſtets nur in der dihten Maſſe, die den hinteren Pol ausfüllt, ſo daß man den Eindru> gewinnt, als ſei die Larve am vorderen Pol (wo die Höhle ſih befindet) nur zweiſchihtig. Jhre (der Nadeln) Größe iſt oft ſo bedeutend, daß man ſi< wundern muß, wie ſie die Larve niht am Schwimmen ſtören.“

Von der Höhle aus erſtre>en ſich ſtellenweiſe gangartige Ausläufer von ſehr verſchiedener Länge in das mittelſte Keimblatt die in Geißelkammern münden. Die Verhältniſſe liegen hier alſo ganz anders als bei der Larue von Sycon: die drei Keimblätter ſind ſchon vorhanden, und die Geißelkammern ſind ſchon deutlih angelegt.

Das freie Leben der Larve ſcheint mindeſtens 12 und höchſtens 24 Stunden zu dauern. Nach dieſem Zeitraum ſett ſie ſih an einer geeigneten Stelle feſt und zwar mit dem beim Schwimmen nach vorn gerichteten Pol. Die Höhle verkleinert ſih dabei, die Zellen des äußeren Keimblattes flachen ſih ab und ziehen ihre Geißeln ein. Auch die ganze Larve flacht ſi< ungemein ſtark ab, ſo daß die Geißelkammern der Oberfläche ſehr nahe zu liegen kommen und endlih von außen her ein Durhbruch zu ihnen ſtattfindet, womit die erſten Einſtrömungsöffnungen angelegt ſind. Darauf briht auch die innere Höhle nah außen dur< und wird unter Bildung des Mundes zum Magen.

Neben der geſchlechtlihen Fortpflanzung kommt den meiſten Süßwaſſerſhwämmen auch noch eine ungeſhle<tlihe zu, welche lebhaft an die bei den Moostierchen vorkommende,