Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

merd dq:

Süßwaſſerſhwamm: Entwi>kelung und Bau, Symbioſe. 649

früher beſchriebene erinnert. Beim Eintritt der für das Gedeihen der Shwämme ungünſtigen Jahreszeit, bei uns gegen den Winter, in den Tropen vor Beginn der Dürre, treten im Parenchym des Schwammes eine Anzahl der Wanderzellen zufammen zur Bildung eines Keimes, der auf ſeiner Oberfläche eine Hornkapſel abſcheidet, welche je nach den Arten ungemein verſchieden iſt und das beſte Mittel, dieſelben zu unterſcheiden, abgibt. Auf dieſe Kapſeln werden von den umgebenden Zellen des Parenhyms Nadeln beſonderer Art und von charakteriſtiſher Form abgeſchieden, entweder tangential zur Kapſel liegende glatte oder dornige Spindelnadeln, oder ſehr merkwürdige, mit ihrer Achſe ſenkrecht zur Oberfläche der Kapſel liegende Kieſelgebilde, die Amphidisken genannt werden. Dieſe Amphidisken beſtehen aus zwei Kieſelſheib<hen, welche dur eine Kieſelachſe miteinander verbunden ſind.

An einer Stelle hat die Hornkapſel eine Öffnung, die nur von einem ſehr zarten Häutchen überde>t iſt. So- eingeſchloſſen, überſtehen die Keime, die Gemmulae genannt werden, die ungünſtige Jahreszeit, die Kälte oder die Dürre. Sobald ſolche Verhältniſſe eintreten, daß ein Shwamm normaler Weiſe exiſtieren kann, kriecht die Zellmaſſe aus der Keimkapſel dur deren Öffnung aus und wird zu einem jungen Shwamme.

Nicht ſelten erſcheinen die Süßwaſſerſhwämme grün, aber dieſe Farbe iſt niht auf die Anweſenheit eigner Pigmente in ihrem Körper zurü>zuführen, ſondern auf die einzelliger grüner Algen (Zoochlorella), die ſih bisweilen in großen Mengen dicht unter der Oberfläche des Shwammes, nah Maas ſchon im mittelſten Keimblatt der frei ſ{<wimmenden Larve anſammeln. Dieſe Erſcheinung dürſte doh ein eklatanter Fall von Symbioſe ſein. Die Algen, welche von anorganiſchen Stoffen ſich ernähren, finden in den Shwämmen Schuß, erleihtern aber ihrerſeits, ſolange ſie leben, dieſen das Atmen und, wenn ſie abgeſtorben und zerfallen ſind, die Ernährung. Schwämme, die niht an dem Lichte zugänglichen Stellen wachſen, werden nicht von der Alge infiziert, da dieſe, um aſſimilieren zu können, des Tageslichtes bedarf. Es ſcheint, daß ſi< ein infizierter Schwamm in ſeinem Wachstum oft na<h dem Wohlbehagen der Algen richtet. Dieſe gedeihen am beſten in der Nähe der Oberfläche ihres Wirtes, eben weil ſie des Lichtes bedürfen. Entwitelt nun der Shwamm viel Oberfläche, ſo iſt das für ſeine Gäſte äußerſt günſtig und damit auh, wie wir ſahen, für ihn ſelbſt. Daher ſind mit Algen beſeßte Süßwaſſerſhwämme ſehr oft verzweigt. Weber beobachtete bei einem Shwamme aus dem ſüßen Waſſer von Sumatra auch eine Fadenalge als Fnwohnerin.

Zweite ODrdnung. Die Vierſtrahlſ<wämme (Tetractinellidae).

Unter Vierſtrahl- oder Ankerſ<hwämmen verſtehen wir ſolche Schwämme, bei denen Kieſelgebilde vorkommen, die ſi<h aus vier Strahlen zuſammenſeßen. Typiſch ſind dieſe Nadeln in ihrer Form, wenn drei in einer Ebene gelegene Strahlen unter Winkel von 120 Grad zuſammenſtoßen und von ihrer Vereinigungsſtelle ein vierter, gleihgroßer Strahl ſih fenktre<ht erhebt. So ſind aber die Nadeln nur ſelten beſchaffen. Zunächſt iſt in der Regel der ſenkrehte Strahl länger als die drei übrigen, weiter ſind aber auch dieſe ſelbſt mannigfa<h umgeſtaltet. Am häufigſten ſind ſie in der Richtung des ſenkrehten Strahles zurü>gebogen, ſo daß ſie zierliche dreiarmige Anker darſtellen, oder ſie gabeln ſi<h am freien Ende oder wachſen zu Platten zuſammen, in denen aber immer noch der dreiſtrahlige Zentralfanal erkennbar iſt.