Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Gemeiner Heuſhre>enktrebs. DT

kurzen Augen ſind auf einem vorderſten, beweglichen Ringe eingepflanzt, auf welchen ein die inneren Fühlhörner tragender Ring folgt. Jhr dünner, dreigliederiger Stiel trägt drei Geißeln. An den unter dem Rükenſchild wurzelnden äußeren Fühlern fällt uns eine lange, dem Stiel angehörige Schuppe auf. Die ſie umgebenden Lippen und die den Ober- und Unterkiefern des Flußkrebſes entſprehenden Mundteile können nux an friſchen oder in Spiritus aufbewahrten, nicht an getro>neten Exemplaren in ihren Einzelheiten erkannt werden, ſind au< wenig abweichend. Dagegen iſt die Zahl der Hilfskiefer oder Kieferfüße dur Heranziehen der beiden, dem erſten und zweiten Fußpaare der Zehnfüßer entſprechenden Gliedmaßen auf fünf Paare vermehrt; dieſe alle, mit Ausnahme des erſten Paares, ſind mit einem wie eine Meſſerklinge einzuſchlagenden Klauenglied verſehen, und namentlich iſt das eine derſelben durch Länge und Stärke und durch die langen und ſpißen Zähne der ſcharfen Klinge ein ausgezeihnetes Angriffs- und Greifwerkzeug geworden. Auch bei den Raubinſekten (Mantis und anderen) kommen dieſe Greifbeine vor, kein anderes Gliedertier aber hat eine ſolhe ganze Reihe neben dem Munde ſtehen. Auf den chon freien, d. h. niht mehr vom Rüenſchild bede>ten Ringe, welcher das lebte Hilfskieferpaar trägt, folgen drei ſtarke Ringe, deren Anhänge wiederum anders geformt ſind und als Floſſen und Beine verwandt werden. Der große Hinterleib iſt aber das eigentliche kräftige Bewegungs- und Ruderwerkzeug, mit einer breiten Floſſe endigend. Die beinartigen Anhänge der fünf vorderen Abſchnitte dieſes Hinterleibes tragen büſchelförmige Kiemen. Fhre Ausdehnung entſpricht dem regen Blutumlauf und dem geſteigerten Atembedürfnis, welches ſih bei ſo muskelkräftigen, lebhaften Tieren geltend macht, wie die Maulfüßer ſind.

Der gemeine Heuſhre>enkrebs (Squilla mantis) des Mittelmeeres wird bis 18 cm lang und kommt als ausgiebig und wohlſhme>end auf den Markt. Er gehört nicht zu den lebhafteren Mitgliedern ſeiner Klaſſe, wenigſtens nicht in der Gefangenſchaft, wo er faſt gar niht <wimmt, ſondern auf den drei Paar in unſerer Abbildung (S. 56) ſeitlich abſtehenden Beinen geht. Die ſehr gelenkigen Hilfskiefer benußt er oft zum Pußen und Reinigen der verſchiedenen Körperteile, und indem ex ſih kämmt, kann er damit ſelbſt die Oberfläche des Schwanzes erreichen.

Eine kleinere, 10 cm lange Art, Squilla Desmarestii, findet ſi< außer im Mittelmeer auch im Kanal. Die Tiere liegen gewöhnli<h völlig zwiſchen Steinen und Tangen verſte>t, ſo daß man im Aquarium bequem beobachten kann, wie äußerſt geſhi>t und mannigfaltig ſie die das Maul umgebenden Gliedmaßen gebrauchen. Fortwährend puben ſie ſi, ziehen die Fühlhörner durch die eingeſchlagenen Fußglieder und langen mit dem einen oder anderen Beine auf den Rücken, um ſih an einer, wie man meinte, unerreichbaren Stelle zu kratzen.

Die vierte Ordnung der Panzerkrebſe, die der Kumaceen (Cumacea), etwa 70 Arten, beſteht aus nur wenigen kleinen und unſcheinbaren Arten. Sie durchlaufen feine Metamorphoſe, und früher hielt man ſie ſelbſt für Larven von Zehnfüßern, indeſſen hat Kröyer nachgewieſen, daß dieſe Anſicht irrtümlich iſt.