Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

58 Krebſe. Fünfte Ordnung: Aſſeln; Familien: Land-, Waſſeraſſeln.

Fünfte Ordnung. Die Aſſeln (Tsopoda).

Die allgemeine Anordnung der Körperteile der Aſſelkrebſe iſt derjenigen der Flohfrebſe ähnlih. Fhr Kopf trägt ein Paar ſißende Augen, die ſieben freien Bruſtringe tragen Beine von meiſt gleichem Ausſehen, welche nur ſelten mit Scheren endigen. Die Ringe des Abdomen belaufen ſih höchſtens auf ſe<s, und ein wichtiges Kennzeichen aller Affeln, die ſich übrigens faſt alle au< durch ihren flahgedrü>ten Körper kenntlih machen, iſt die Umwandlung der Beine des Nachleibes in Doppelplatten, welche als Atmungswerkzeuge dienen. Die Weibchen tragen an den Bruſtfüßen blattförmige Anhänge, welche eine Bruthöhle zur Aufnahme der Eier und der Jungen in den erſten Tagen nah dem Ausſchlüpfen bilden. Die Jungen ſind zwar den Alten ähnlich, haben jedo<h no< niht die volle Zahl der Körperſegmente und Gliedmaßen. Jn ihrer Geſamtheit gehören die Aſſeln zu den kleineren Krebſen, ihre mittlere Länge beträgt 13—26 mm. Sich auch beſonders von in Fäulnis übergehenden Subſtanzen nährend, haben ſie eine große Anpaſſungsfähigkeit an die verſchiedenſte Lebensweiſe entwidelt, indem ſie im ſüßen und im ſalzigen Waſſer, auf dem Lande, und zwar ſowohl an feuchten als an tro>enen Orten, endlih zwar größtenteils frei, aber auh paraſitiſ<h auf anderen Kruſtern und Fiſchen vorkommen. Es gibt etwa 800 Arten, von denen ungefähr der dritte Teil landbewohnend iſt.

Die Familie der Landaſſeln (Oniscidae) iſt unter anderen daran kenntli<h, daß das lette Afterfußpaar in Form von Griffeln beiderſeits über den Hinterleib hervortritt. Aber auch ohne dies unterſcheiden ſie ſih von den übrigen als Landbewohner, die ſih meiſt an feuchten Orten, im Schatten von Mauern, unter großen Steinen, in Kellern und ähnlichen Orten aufhalten, wo ſie als lihtſ<heue und einer dumpfen, mit Waſſerdampf geſättigten Luft bedürftige Weſen ſih behaglih fühlen. Von ihren Afterfüßen iſt nur das innere Blatt dünnES Y häutig und als Atemorgan 1) Kelleraſſel (Oniscnus scaber). 2) Rollaſſel (Armadillo vulgaris). Nat. Größe. dienlich, Das äußere, von ſeſterer Beſchaffenheit, bildet über dem anderen einen ſ{hüßenden, die Austro>nung verhindernden Deel. Bei denjenigen Arten der Gattungen Oniscus, Armadillidium und anderen, welche an ganz tro>enen, auch ſonnigen Orten leben, ſcheint neben jener <wachen Kiemenatmung noc eine Art von Luftatmung ſtattzufinden, indem in dem vorderen Kiemended>el ſi<h fein verzweigte, luftführende Näume finden, welche dur<h Spalten ſi< na< außen öffnen ſollen. Allgemein befannt und von empfindſamen Seelen als ekelerregende Tiere betrachtet ſind die Maueraſſel (Oniscus murarius) und die Kelleraſſel (Oniscus scaber), welche, gleih den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flaheren Körper niht zuſammenkugeln, was aber die Formen mit höherer Wölbung des Körpers, die Rollaſſeln (Armadillo), vermögen.