Cèrnagora
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banien, durch Erregung von Zwietracht unterwerfen zu können, aber er bedachte nicht, daß in Cèrnagora jeder Einzelne dem Geſammtwillen gehorſam iſt, und daß alle ſeine Bürger bei dem erſten Schuße eines auswärtigen Feindes ihre inneren Zwiſte vergeſſen, und ihren bedrängten Brüdern zu Hilfe eilen. Vergebens verſchwendete er ſein Gold, vergebens verſprach er dem Vladika von Seite des Sultans eine urkundliche Erblichkeitserklärung ſeiner Würden, wie ſolche dem Fürſten Milos von Serbien zu Theil wurde. Der Vladika der bereits ſeine Stellung für vorzüglicher hielt, als die der abhängigen, tributpflichtigen Donaufürſten, entgegnete: „ſo lange ſcine Mitbürger ihn vertheidigen wollten, bedürfe er feines Fürſtendiploms, und wenn ſie das nicht mehr wollten, würde ihm ein ſolches vollends unnüg ſeyn.“ Dieſe, wahrhaft hochherzige Antwort entzüte die Cèrnogorer. Die Familie Petrovié, aus welcher ſeit dem Jahre 1703 bis 1832 ununterbrochen heldenmüthige Prieſter, Apoſtel der Freiheit ſowohl als der Religion hervorgegangen waren, dieſe neue Mafkkabäerfamilie genoß von nun an das unbedingte Vertrauen des Volkes. So in ſeinem zwanzigſten Lebensjahre mit unumſchränkter Gewalt bekleidet, erwartete Peter II. das Heer des Großveziers, welches nach europäiſcher Weiſe eingeübt und dur ſeine zahlreihen Siege über die albaneſiſchen Empörer friegsgewohnt war. Ungeachtet ſeiner Uebermacht hegte doch der Großvezier Beſorgniß, und ſandte daher erſt ſeinen aus 7000 jungen Taftikis (regelmüä15