Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

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Bannspruc der Kirche wurde diese theologische Renaissance vernichtet; daher erscheint die wissenschaftliche Renaissance bislang vorwiegend als eine solche der mathematischen Naturwissenschaft. Die Edition der noch ausstehenden Schriften muß zeigen, ob bei Ec&hart nicht auch schon die methodischen Ansätze zur Neuorientierung der Mathematik und der Naturwissenschaften vorhanden sind. Die bislang edierten Texte lassen jedenfalls Spuren davon erkennen.

Es scheint sich nunmehr in einem neuen Sinn das alte von der Forschung alsbald verworfene Urteil über Meister Eckhart, er sei der Vater der deutschen Spekulation, dennoch zu bewahrheiten. Aber dies Urteil gilt in einem grundsätzlich anderen Sinn: die Forschung hat inzwischen in größerem Umfang bereits die historischen Ansatzpunkte und die traditionelle Bindung seiner Theologie aufgewiesen. Trotz der reichen geschichtlichen Verpflichtung an seine Vorwelt und Umwelt ist Eckhart ein durchaus origineller Philosoph und Theologe, der alle Tradition durch einen oftmals nicht ohne geschichtliche Gewaltsamkeit vollzogenen Umschmelzungsprozeß nur als Ausdrucksmittel benutzt für sein eigenes System, mit dem er den Reigen der großen deutschen idealistischen Systeme eröffnet. So wenig freilich bei Eckhart im technischen Sinn von einem System gesprochen werden kann, so deutlich und entschieden ist bei ihm ein immanentes Systembewußtsein vorhanden, durch das alle einzelnen Begriffe ihren ganz bestimmten systematischen Ort erhalten.

Die eigentliche erux der Eckhartforschung hat bis heute darin bestanden, daß man nicht zu einer adaequaten Interpretationsmethode kam, die alle Elemente seines Denkens aus einer Einheit der systematischen Struktur sieht und ihre inneren Zusammenhänge sowohl wie Widersprüche aus dieser Einheit aufzulösen und zu erklären vermag. Gerade bei Eckhart besteht in der Hinsicht eine doppelte Schwierigkeit, ganz abgesehen davon, daß eine sroße Anzahl wichtiger Schriften noch nicht ediert ist. Wir haben einmal nur dürftige Anhaltspunkte zur Bestimmung der Chronologie, so daß völlig heterogene und widersprechende Meinungen möglicherweise als Entwicklungsstufen innerhalb seines Denkens selbst aufzufassen sind, was sich an mancherlei Problemen zeigen läßt. Ferner, und das hängt in gewissen Grenzen mit der Frage

spreche ich daz, daz ungeleubliche Tut den, di szu kranken sin kaben und isz niht vornemen? mer sanetus Augustinus sprichit, ich in spreche niht, mer ich wise uch ezu der schrift di da sprichit: Ich habe gesprochen daz ir gote sit.

ch. 5:32,16: 41 :158, 19; 45:147,31ff. 63: 199, 5—8: 89 : 289, 6ff, app.: 8:46,20: 47,5: 11:58, 39: 49: 165, 39; 56: 181, 19; 58: 186, 7.