Die Französische Revolution

Ludwig XVT. im Kampfe für den unbedingten Abſolutismus. 99

heftigen Tadel bei ſeinem Fürſten gefunden "). Das geſchah, troßdem ihm in dem Entwurf die Exekutive vorbehalten worden war und er ſich bezüglich der Einrichtung der künftigen Reichsſtände an Ne>ers Gewohnheit, Konzeſſionen zurückzuziehen ?), ſobald ſie niht mehr nötig waren, erinnern mußte. Wir ſehen alſo nicht bloß, daß Ludwig in erſter Linie auf die Abſtellung dieſer beiden Paragraphen hin bearbeitet worden war, ſondern auch, von wie großer Oberflächlichkeit der König in dieſem ſo entſcheidenden Augenblicke geweſen iſt; man könnte faſt ſagen, daß er die Jdee ſeiner Herrſchaft noh immer fo hoch ſtellte, daß er auh nicht die geringſte Einbuße, ſelbſt eine theoretiſche nicht, leiden mochte. Wenn der König nun auh von Ne>er abgerückt war — wir erwähnten bereits, daß ihn Ne>er „verändert“ nannte —, ſonſtige Umwandlungen blieben am 21. Juni noh aus, und weiteres wurde nicht feſtgeſetzt 2): Ludwig mochte noh immer deſſen Plan im ganzen als das beſte Rezept gegen die Krankheit des Staates halten. Und wenn die Hofpartei alſo bisher niht mehr Glüf hatte, ſo iſt ſicher, daß dem Könige vor einer erneuten Macht des Adels, die ihn ja vor einigen Monaten in der Berufung der Reichsſtände eine Zuflucht hatte ſuchen laſſen, doch bange war, daß er ſich deshalb ihm niht anvertrauen wollte. Denn, wie das von St. Prieſt und Montmorin in ihren Briefen “) an den König offfen ausgeſprochen wird, auf die Wahrung der alten Verfaſſung, wie ſeine Brüder ſie wünſchten, hat er nicht geſehen, ebenſowenig fand er an der Berufung der Parlamente, welche die größte Gefahr für ſeine Autorität darſtellen würden, und an der Auflöſung der Ständeverſammlung Wohlgefallen. Allein no< ein Ergebnis hatte das

ſein ſoll (St. Prieſts Brief an Ludwig XVT.), ſo folgt daraus, daß Neckers Entwurf ſonſt keine enthalten hat, alſo im ganzen konſervativ war. Die Rückſicht auf die Verfaſſung iſt beſtändig von den Vertretern der Hofpartei im Munde geführt worden (Ne>er a. a. O. Bd. IT, S. 273).

1) Sheibe a. a. O. S. 15. 30. 31.

2) Das werden unſere vorigen Zeilen gezeigt haben.

3) Revue historique, Bd. XLVI, GS. 54. E

4) Dieſe Briefe an den König ſind zuerſt abgedru>t von Flammermont in der Revue historique, Bd. XLVI, S. 63ff. Sie ſind ſhon deshalb beſonders wichtig, weil ſie uns einen Einbli> in die Beſtrebungen der Hofpartei tun laſſen. Sie ſind wahrſcheinli<h am 22. Juni geſchrieben. Von dem Briefe Montmorins an den König weiß au< Necker (a. a. O. Bd. I, S. 272); er weiß auch, daß beide mit dem König beſonders konferiert haben.

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