Die Französische Revolution

100 Drittes Kapitel.

Konſeil, nämlich daß die Séance auf den 23. Juni verlegt, daß für den 22. noh eine Zuſammenkunſt anberaumt wurde.

Doch wie? Warum dieſe weitere Verſchiebung? Wenn etwa ſtundenlang disfutiert worden war, in denen man über die Einwände der Hofpartei auch Rates gepflogen hatte, ſo kann es niht anders ſein, als daß dieſe eine weitere Hinausſchiebung, um zum Ziele zu gelangen, veranlaßt hat; und dieſe Mutmaßung wird durch die Briefe Montmorins und St. Prieſts !) ſowie dur<h den Bericht Cordons vom 26. Juni beſtätigt.

Am 22. Juni früh ") fand dann die nächſte Sizung ſtatt. Sicherlih ſind hier von Ne>er und ſeinen Freunden, St. Prieſt und Montmorin, die alten Geſichtspunkte geltend gemacht worden. Es ſcheint andrerſeits aus Montmorins Brief hervorzugehen, daß die Hofſnung auf wohlwollende Aufnahme des königlichen Erlaſſes, ſelbſt wie ihn Necker ſich dachte, nicht mehr auf feſten Füßen ſtand. Zunächſt glaubte dieſer noch, mit ſeinen Abſichten durhzudringen: „man erlangte am Anfange nur über uns einen ungewiſſen Vorteil“, ſagte er ſelbſt, dann aber mußte er es erleben, daß ſo mancher Artikel auf Veranlaſſung des Königs und beſonders der Hofpartei, deren Weizen na< dem Ballhauseide blühte, eine Veränderung erfuhr oder überhaupt geſtrichen wurde ?).

Von einem Befehl zur Vereinigung der drei Stände iſt zwar jezt nicht mehr die Rede, aber immerhin bezeichnet der König eine ſolche noch als Gegenſtand der Erwartung ; ſo ganz war alſo die Hofpartei auch hier nicht durchgedrungen. Neu iſt ferner im erſten Artikel die Betonung des Grundſatzes, die Inſtitutionen der Monarchie ®?) aufrecht zu erhalten, und die ausdrüliche Aufhebung der Beſchlüſſe vom 17. Juni. Auch Artikel 2 ſtellt etwas Neues dar, wo es dem Könige zugewieſen wird, die verifizierten oder in den einzelnen Kammern zu verifizierenden Vollmachten für gültig zu erklären. Die Artikel 3 bis 6 ſind zwar an und für ſich niht von beſonderer Wichtigkeit, ſie legen aber dafür Zeugnis ab, daß auh Ludwig aus eigener Jnitiative handeln konnte ‘).

1) Montmorins Brief an Ludwig XV.

2) Wie Ne>er ſagt, hätte er niht die Hoffnung aufgegeben, daß ſein Entwurf in der erſten Faſſung angenommen würde. Sollte er wirkli< na< den Vorgängen das noch geglaubt haben, vielleicht weil derſelbe als Baſis der Beſprehung diente ?

3) Siehe Scheibe a. a. O. S. 10.

4) Sheibe a. a. O. S. 13.