Die Französische Revolution

Ludwig XVI. im Kampfe für den unbedingten Abſolutismus. 83

Jnitiative, welcher der Regierung innewohnte, hat \ih dann bitter gerächt.

Necker hatte ſih nämlih in den erſten Wochen, welche dem 5. Mai folgten, gegenüber den Verhandlungen der Reichs\tände und den ungünſtigen Nachrichten aus dem Reiche ziemlich paſſiv !) verhalten : um feinen Anſtoß zu erregen und um jezt nicht illiberal zu erſcheinen, nachdem ſein Plan, zur Abhilfe der Geldnot eine Lotterie *) ins Leben zu rufen, geſcheitert war, tappte er vermittelnderweiſe hierhin und dorthin. Er ſelber bezeichnet ſeine Haltung als lavierend ®), und ein anderer, de Bertrand Molleville, teilt ſeinen Ausſpruh mit, „daß die Pflicht eines Miniſters des Königs bezüglich der Reichsſtände ſich darauf beſchränke, ſie zuſammenzurufen und ſie bis an die Pforte des Saales zu führen, wo ſie ſih verſammeln ſollten; daß aber die einmal eröffnete Verſammlung keinen anderen Führer mehr haben ſollte als ihre eigenen Kenntniſſe und ihre Inſtruktionen“.

Da, am 5s. Juni, ſchien Ne>er aus ſeiner Reſerve heraustreten zu wollen und ſ{hlug vor, jeder Stand möchte ſich konſtituieren und das Ergebnis dem andern mitteilen ‘), bei Zwiſtigkeiten wolle der König die Entſcheidung übernehmen. Am folgenden Sonnabend hatten etliche Mitglieder in dieſer Angelegenheit Audienz beim König. Am 10.) lud der Tiers ſeinerſeits die anderen Stände zum Zuſammenſchlnß ein, womit ſchon einer Nationalverſammlung vorgearbeitet wurde. Necker iſt dieſer Beſchluß gar nicht ſo unangenehm gekommen ©). Er mußte zu gleicher Zeit aber für ſeine Feinde im Schloſſe zu Verſailles Waſſer auf die Mühle ſein. Denn ſie klagten ihn in einer am 13. Juni überreichten Denkſchrift ?) an, die Unruhen im Lande und die Teuerung veranlaßt zu haben: da ſie ihm mit dem Vorwurfe, er trachte nah einer Änderung der Verfaſſung, nicht hatten beikommen können, wollten ſie anderes gegen ihn verwerten. Um endlich zum

1) Mangel an Initiative macht ihm au< St. Prieſt zum Vorwurf (Barante, Einl. S. 94).

2) Span. Arch. 3392 — 29. Mai 1789.

3) Vgl. ſeine Schrift „Sur Vadministration“ S. 31; beſonders über die Führung der Finanzen.

4) Span. Arch. 3392 — 6. Juni 1789.

5) Leſer a. a. O. S. 133 und v. Sybel a. a. O. Bd. I, S. 64.

6) Brette in „Révolution française“ Bd XXII und XXII. Hier kommen Puyſégurs Briefe beſonders in Betracht. Immerhin war die Regierung gewarnt.

7) Ebenda.

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