Die Physiognomie des Menschen

bel, ähnlich wie die Adler, einen weiten Rachen und Schlund, große, tiefe Augen mit kleiner, runder, schwarzer Öffnung, einen langen Hals, eine starke Brust, zähes Fleisch, lange, starke Krallen, große, muskelbedeckte Hüftknochen und kurze Beine. Die Falken sollen einen großen, aber nicht übermäßig groben Kopf haben, kurze, runde, bewegliche Schnäbel, viel Galle (ihre Aufgabe ist nämlich, schnell und sicher auf die Beute zu stoßen, doch sind sie kühner als sie kräftig sind) und einen kurzen Hals, der aber nicht so klein sein darf wie bei den Nachteulen, deren kalte Ruhe und nüchterne Traurigkeit in der Kürze ihres Halses zum Ausdruck kommt. Der Schwanz sei nur so lang, daß die zusammengelegten Flügel ihn überragen, denn ein Janger Schwanz ist das Zeichen eines feuchten Rückenmarkes und deutet auf Furchtsamkeit. Ihre Brust sei groß und kräftig und mit starken Knochen geschützt, damit sie rascher auf die Beute stoßen können. Die Oberschenkel sollen grob sein, die Unterschenkel kurz, so können sie Kraniche und große Vögel greifen. Gute Zuchthühner wird sich der Verwalter anschaffen, der sich gelbe oder schwarze aussucht mit gedrungenem Körper und viereckiger Brust, großen Köpfen, geradem, rotem und womöglich doppeltem Kamm, weißen Ohrflecken und ungleichen Krallen. Sie sollen keinen Sporn haben, denn die Tiere mit einem solchen männlichen Merkmal sind widerspenstig und lassen die Männchen nicht an sich herankommen. Die Landleute unterscheiden sogar fleißige und träge Bienenstämme durch äußere Merkmale. Virgil sagt: „Die einen sind trefflich zur Arbeit mit Rüssel und rötlichen Schuppen, die andern sind träge im Werk, es hindert der dicke Bauch sie.“ Plinius bezeichnet den Schweif als besonderes Kennzeichen der Seele des Löwen (wenn er ihn ruhig und still halte, sei er gutmütig, peitsche er aber mit ihm die Luft, so sei er zornig und wild), die Ohren als besonderes Kennzeichen der Seele des Pferdes. So-

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