Die Physiognomie des Menschen

gar Fische, Kräuter und Pflanzen tragen die Zeıchen ihrer guten, heilkräftigen oder schlechten, giftigen Art an sich, wie wir in einem anderen Buche zeigen, worin jeder Lernbeflissene die vielen verschiedenen Eigenschaften der Pflanzen finden kann.‘) Und so läßt sich die Art jedes Wesens aus bestimmten Merkmalen erkennen. Wenn dem so ist, — und wir glauben, es bewiesen zu haben muß die Physiognomik wahr sein.

3. Kapitel: Ansichten des Altertums über die Physiognomik.

Wir wollen jetzt Gegner und Anhänger der Physiognomik kennenlernen und sehen, was man früher von dieser Wissenschaft dachte und was uns davon erhalten blieb. Die Stoiker — um ganz vorn anzufangen — (Chrysippus war einer von ihnen) waren weit von der Wahrheit entfernt, da sie an eine Seelenwanderung glaubten, und ließen unsere Wissenschaft ganz außer Acht. Die Pythagoräer wähnten, daß ihre Seelen nicht nur in andere Menschenleiber, sondern auch in Tiergestalten übergingen. Pythagoras erzählte, er sei einstmals Aethalides, dann der von Menelaus verwundete Euphorbus, zuletzt Pyrrhus gewesen und dann Pythagoras geworden; als Aethalides sei er der Sohn Merkurs gewesen, und seine Seele habe von ihm die Kraft empfangen, dauernd in beliebige Baum- oder Tiergestalten überzugehen. So singt Ovid: „Ewig leben die Seelen und immer in neuer Wohnung werden sie gastlich empfangen. Alles wandelt sich dauernd, endlos wandert der unstete Geist in beliebige Formen, aus dem tierischen Leib in unsere Menschengestalten wandert er und zurück, und nie geht etwas verloren.“ Phraenitius und Possidonius, zwei Astronomen, lehrten, wie überliefert ist, eine Abhängigkeit des Charakters von den Sternen. Ihre Ansicht scheint auch Plinius zu teilen, der Aristoteles und Trogus, beides

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