Die Physiognomie des Menschen

nügt diesem Temperament, für das noch folgende Merkmale angeführt werden: Reicher, dichter, strähniger Haarwuchs, weit und scharf sehende Augen, Schönheitsliebe und Hang zum vornehmen Leben. Wenn das Gehirn eine kalte Mischung aufweist, so fließt aus seinen Ausgängen (z. B. Rachen, Nase, Ohren usw.*) viel Schleim; die Haare sind strähnig und rötlich und stehen gerade nach oben; als Kinder sind solche Leute sehr zart und scheinbar schlecht genährt, sie erkälten sich bei jedem Anlaß und werden von Schnupfen und Verstopfung der Nase geplagt, ihre Haut fühlt sich nicht sehr warm an, immer sind sie kraftlos und schläfrig, und um die Augen herum sind keine Adern sichtbar. Bei einer überwiegend trockenen Zusammensetzung des Gehirns fließt kein Schleim aus seinen Ausgängen; solche Menschen besitzen große Scharfsinnigkeit, geringes Schlafbedürfnis und starkes, schnell wachsendes, mehr krauses als glattes, früh ausfallendes Haar, nach anderen Schriftstellern ferner einen harten, leeren Kopf, häufig Kopfschmerzen, ruhigen Gang und mäßige Beweglichkeit. Bei großer Feuchtigkeit des Gehirns sind die Haare schlicht und fallen spät aus, die Sinne sind verfinstert, das Schlafbedürfnis ist sehr groß, und es ist übermäßig viel Schleim vorhanden. Andere merken noch an: Völlerei, mäßige Geistesstärke, im übrigen Gottesfurcht, Barmherzigkeit, Einfältigkeit und eitle Lebensart. Nach den einfachen Mischungen des Gehirns kämen die zusammengesetzten. Auf ein hitziges, feuchtes Gehirn deuten: gute Hautfarbe, starke Adern in der Augengegend, viel Schleimausfluß, glatte, gelbliche und nicht leicht ausfallende Haare, Anfälligkeit für Feuchtigkeit und Wärme, besondere Empfindlichkeit gegen den Südwind; derartige Leute vertragen den Nordwind besser, sie können nicht lange wachen, werfen sich im Schlaf hin und

*) Man glaubte früher an eine direkte Kommunikation dieser Organe untereinander. — R.

40