Die Physiognomie des Menschen

her, haben viele Traumbilder und einen leicht erkrankenden Geist. Wenn die Hitze des Gehirns mit Trockenheit verbunden ist, wird der Schleimausfluß gering, der Geist ist gesund und wenig schläfrig, die Haare wachsen sehr schnell und erstarken bald, sind bis zur Zeit der Mannbarkeit rötlich, später schwarz und rauh und fallen früh aus, die Kopfhaut fühlt sich warm an. Wer ein kaltes, trockenes Gehirn hat, besitzt keine sichtbaren Adern in der Augengegend, leidet leicht unter Kälte, hat in der Jugend zwar gesunde, fast unanfechtbare Sinne, verblüht aber schnell mit dem Vorrücken der Zeit und hat langsam wachsende, fahle, schnell bleichende Haare. Eine kalte, feuchte Gehirnkomplexion macht schläfrig, schlaftrunken und stumpfsinnig, verursacht häufigen Schnupfen und Verstopfung der Nase und erhält lange die Haare. Wer eine mittlere Mischung hat mit entsprechenden sinnlichen Kräften und mäßigem Schleimausfluß aus Rachen, Ohren und Nase, wird nicht leicht durch äußere Mißlichkeiten belästigt. Solche Leute haben als Kind rötliche, als Knabe gelbliche und als Mann blonde, kraus werdende, spät ausfallende Haare. Nach der Ansicht mancher Gelehrten hängt von der Mischung des Gehirns auch die Wirksamkeit der geistigen Kräfte ab, das Vorstellen, das Nachdenken und das Gedächtnis. Durch eine hitzige Mischung werden Vorstellungen und Gedanken verdorben; kommt noch gallige Flüssigkeit dazu, so ist grundlose Furcht mit schlechten Gedanken die Folge. Traurigkeit ist Furcht vor unmöglichen Dingen, und wenn der Mensch allzuviel Galle hat, bekommt er einen tierischen Charakter, und alles, was er tut, ist unrecht und mit Furcht vermischt. Solchen Einfluß übt die dunkle Galle auf die Seele aus, weil der Körperzustand die Seelenart bestimmt; der schwarze Gallensaft bringt der Seele Furcht, gleichwie sich der Mensch im Dunkeln ängstet. Aus der Wärme und Feuchtigkeit des Gehirns

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