Die Physiognomie des Menschen

angeboren sind die, welche wir mit auf die Welt bringen und bis zum Tode behalten, z. B. eine breite Stirn, flache Nase und dergl.; erworben die, welche mehr oder weniger zufällig entstehen, z.B. Blindheit und Gesichtsfarbe. Die angeborenen Zeichen bedeuten die inneren Neigungen und sind naturgegeben wie Heiterkeit und Furcht; die erworbenen Seelenneigungen aber, wie Liebe zur Arithmetik oder Medizin oder Theologie, können wir nicht aus äußeren Zeichen erkennen. Hier wäre auch zu erwähnen, was Aristoteles dem Alexander schrieb: Gott habe kein edleres Geschöpf erschaffen als den Menschen, in ihm seien alle Arten und Eigenschaften der Tiere zusammengefaßt: denn er sei kühn wie der Löwe, furchtsam wie der Hase, freimütig wie der Hahn, reizbar wie der Hund, hart und unfreundlich wie der Rabe, sanft wie die Turteltaube, boshaft wie die Löwin, häuslich wie die Taube, arglistig wie der Fuchs, sanft wie das Lamm, behende wie der Rehbock, schleichend wie der Leopard, faul wie der Bär, gemein und unverständig wie der Esel, willfährig wie der Pfau, schwatzhaft wie der Spatz, nützlich wie die Biene, unbeständig wie die Ziege, unbändig wie der Stier, widerspenstig wie der Maulesel, stumm wie der Fisch, verständig wie ein Engel, schamlos wie das Schwein, böse wie der Uhu, nützlich wie das Pferd, schädlich wie die Maus. Kein Gewächs, kein Gestein, noch sonst etwas gebe es, das nichts mit den Menschen gemein habe. Adamantius lehrt: Jede Tierart erscheint in einer ihrem Charakter entsprechenden Gestalt; so hat der zornige und starke Löwe auch die ihm angemessene Gestalt. Der Leopard hat ein sinnliches Gesicht, von Natur ist er zornig, tückisch, listig, furchtsam und frech zugleich, welchem Charakter denn auc seine Gestalt entspricht. Die Bärin ist grausam, listig, der Keiler unbedachtsam vor Wut, das Rind ernst und einfältig, das Pferd stolz und ehrgeizig, der Fuchs listig und heimtückisch, der Affe spaßig und

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