Die Physiognomie des Menschen

kastus und Parrhasius von einer Wölfin und Telephus, des Herkules und der Agane Sohn, von einer Hündin gesäugt sein. Die Bauern und Hirten wissen das alles sehr wohl und lassen daher junge Hunde, um ihre edle Gestalt zu bewahren, niemals von einer fremden Hündin säugen, da nur die Milch der Mutter das Wachstum von Körper und Geist fördert: wenn der Mutter die Milch ausgeht, geben sie statt dessen bis zum vierten Monat Ziegenmilch.

16. Kapitel:

Von den für die Charakterdeutung rmichtigsten Zeichen.

Es bleibt noch zu zeigen, auf welche der bisher angeführten Zeichen man besondersachtenmuß, und welche man übergehen kann, welchesdiestarken und welches die schwachen sind. Man teilt ja die Merkmale ein in eigentümliche und allgemeine, wieschon oben erwähnt wurde. Die eigentümlichen Merkmale sind unbedingt mit den entsprechenden Eigenschaften verbunden; sind solche Merkmaleda, müssen auch die angemessenen Eigenschaften vorhanden sein: wenn jemand z. B. große Gliedmaßen hat, so folgt daraus mit Notwendigkeit, daß er tapfer ist. Die allgemeinen Zeichen werden von den täglichen Gewohnheiten, von der Gegensätzlichkeit und dgl. mehr abgeleitet und werden allgemein genannt, weil sie sich nicht mit den entsprechenden Eigenschaften zu verändern brauchen. Die Merkmale, die man der Form der Körperteile entnimmt, sind deshalb wichtiger als die, so man den Gewohnheiten und dgl. entnimmt, weil sie direkt am Körper geformt sind, die anderen aber, wie Farbe, Milde usw., nicht unmittelbar eine gestaltliche Grundlage haben; denn die Physiognomiker urteilen auch nach den Bewegungen, Farben und Gewohnheiten, die im Gesicht, in der Stimme, im Fleisch, in der ganzen Gestalt und in einzelnen Körperteilen erscheinen. Von den festen Zeichen der

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