Die Physiognomie des Menschen

Sehr kleine Köpfe:

Menschen mit kleinen Köpfen sind nach Aristoteles unverständig und Eseln vergleichbar. Da die Esel aber, wie oben gesagt, keinen kleinen, sondern einen großen Kopf haben, glaube ich, daß hier der Text verfälscht ist, zumal da Polemon und Adamantius nichts davon bringen. Sie nennen zwar ein zu kleines Haupt unverständig, und sprechen ihm menschliche Fassungskraft ab, aber vergleichen es nicht mit dem des Esels. Der Frauengestalt schreibt Aristoteles einen kleinen Kopf zu, vergleichbar dem des Panthers, nicht dem des Esels. Eher könnte man denken, Aristoteles habe mit dem kleinen Kopf den geringfügigen Inhalt und schwachen Verstand gemeint, denn der scheinbar große Kopf des Esels ist nur durch seine Knochen, die bedeckenden Muskeln und die dicke Haut so groß, sein Gehirn ist sehr klein, und zwar relativ am kleinsten von allen Tieren. Rhases?‘) berichtet dasselbe wie Adamantius. Avicenna sagt: Ein kleiner Kopf deutet, besonders wenn er unförmlich ist und wenn außerdem Hals und Rücken schwacd sind, auf einen Mangel an natürlicher tierischer und sittlicher Kraft; daher wird ein solcher Mensch treulos, jähzornig und unzuverlässig sein. Ich möchte die Kleinköpfigen mit dem Strauß vergleichen, der einen besonders kleinen Kopf hat, während der Hals lang und der Leib sehr groß ist. Seine Dummheit ist auffallend. Trotz seiner Körpergröße glaubt er, wenn er dem Jäger nicht mehr anders entgehen kann, sich dadurch verbergen zu können, daß er den Kopf hinter einen Strauch hält oder im Schatten versteckt. Aristophanes vergleicht in den „Vögeln“ Rhea, die Göttermutter, wegen ihrer Größe mit einem Strauß. Und im Buche Job steht: Gott nahm dem Strauß die Weisheit und gab ihm keinen Verstand. Bei dem Suida nennt ein Sprichwort sehr große Leute „libysche Vögel“, weil aus Libyen Vögel von seltener Größe kommen. Der Übersetzer des Aristophanes bemerkt, das gehe auf die furchtsamen Barbaren.

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Fig.8