Die Physiognomie des Menschen

würde es mehr als schlechte Beschaffenheit der Sinne und der Einbildungskraft deuten. Jedes Land hat sein eigenes Schönheitsideal der Kopfform; nadı Hippokrates drücken manche Völker die Köpfe ihrer Kinder zusammen, weil sie längliche Kopfform für schön halten, und so kommen schließlich solche For-

men auch angeboren vor.

Köpfe mit eingedrücktem Hinterhaupt:

Bei Polemon und Adamantius lesen wir, die Leute mit eingedrücktem Hinterhaupt seien furchtsam. Galen sagt hierzu: Bei einem auffallend kleinen Hinterhaupthöcker muß man auf Muskeln, Genick und Knochen achten: sind sie gut beschaffen, so ist die Kopfform auf einen Mangel des Stoffes, nicht der Kraft zurückzuführen, sind sie aber nicht gut im Stande, so sind alle Grundlagen schwach. Folge dieser Gebrechen ist meistenteils ein schwacher Verstand, nur selten ist es anders. Die Deutschen haben sehr oft solche breite Köpfe mit flachem Hinterhaupt, weil sie in der Wiege immer auf dem Rücken liegen und mit den Händen an den Seitenbrettern festgebunden werden.

Köpfe mit vorspringendem Vorderhaupt: Dieselben Unterschiede wie beim Hinterhaupt sind auch am Vorderhaupt, also an der Stirn zu machen. Man muß neben der Größe auf die Gestalt achten und auf die dort befindlichen Sinne, Gesicht, Geschma& und Gerud. Denn alles das zeugt eines vom anderen, und was hier seinen Ursprung hat, hat auch die Kraft oder die Schwäche dieser Grundlagen. Die Vorderseite des Kopfes hat viele Empfindungs- aber wenig Bewegungsnerven: wenn dieser Teil also gut beschaffen ist, so deutet das für gewöhnlich auf einen Menschen mit guten und vollkommenen Sinnen. Köpfe mit vorspringendem Hinterhaupt: Galen in seiner „Ärztlichen Kunst“ und nach ihm Avicenna sagen: Ein Kopf mit vorragendem Hinterhaupt ist nicht immer schlecht. Man soll hier eben-

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