Geschichte der französischen Revolution

44 II. Kapitel. Die Legislative.

traten. Die Schädigung der deutſhen Reichsfürſten dur die Beſchlüſſe des 4. Auguſt 1789 war an ſi<h kein Anlaß zum Krieg, und die Begünſtigung der Emigranten dur< den Kurfürſten von Trier bot nur Stoff zu Brandreden in der Nationalverſammlung, oder den Vorwand zur Zuſammenziehung franzöſiſher Truppen an der öſtlichen Grenze.

Wenn Ludwig am 14. Dezember 1791 das Verſprechen gab, den Kurfürſten als Feind zu betraten, falls er niht bis zum 15. Januar jede feindlihe Maßregel einſtelle, ſo war er doh gleihweit entfernt von der Emigrantenpolitik, die einen ſofortigen Angriff gegen Franfrei< plante, wie von der Idee der Feuillants, mit Hilfe eines europäiſhen Kongreſſes die Konſtitution zu ſihern. Er wollte das Siel der erſteren mit den Mitteln, welche die leßteren guthießen, erreihen. Soweit war er, oder vielmehr die Königin, beraten von Graf Mercy, von jedem Verſtändnis der Revolution entfernt, daß ſie ſogar die Wiederherſtellung der abſoluteſten Monarchie erhofften, und für dieſen Preis hätten ſie ſi<h auh allenfalls in einen „Flei=nen“ Krieg eingelaſſen. Auch die Äußerungen Ludwigs, aus denen man ſeine aufrihtige und dauernde Verſöhnung mit den neuen Verhältniſſen glaubte herausleſen zu müſſen, können uns heute, wo das ganze Gewebe geheimer Verhandlungen flar vor uns liegt, niht mehr über ſeine legten Abſihten täuſchen, wie ſhon den Seitgenoſſen die oſtenſible Politik des Königspaares niht jeden Verdacht zu benehmen vermochte.

Es war ein aus der girondiſtiſ<hen Mehrheit gebildetes Miniſterium, an deſſen Spize Dumouriez ſi< befand, das Ludwig zur Kriegserkflärung vermochte. Mit der gleihgültigſten Miene von der Welt verlas er am 20. April 1792 die folgenſ<hwerſte Rundgebung ſeines Lebens, und einmütig bis auf ſieben Stimmen ſpra< ſi< die Nationalverſammlung für den Krieg mit Öſterreih aus; den König von Preußen hoffte man damals no in Paris von dem Deutſchen Kaiſer abzuziehen. Das war der Anfang eines zwanzigjährigen Weltkrieges, der zunächſt der Monarchie in Franfkrei<h das Todesurteil ſpra<h. „Im Jahre 1790,“ meint Talleyrand in ſeinen Memoiren, „hätte der Krieg dem Königtum nügli ſein können; im Jahre 1792 mußte er unfehlbar den Thron umſtürzen.“ Aber au die Gironde, die zuerſt den Kampf gewünſcht hatte, um der Sache der Freiheit zu dienen und das Königtum von ſi<h abhängig