Geschichte der französischen Revolution

Die KRriegserÉlärung. 45

zu machen, wurde in den folgenden Stürmen hinweggefegt. Den greifbarſten Gewinn hatten zunächſt die Jakobiner, die ſih am längſten der Politik widerſegzt hatten, die ſie emportragen ſollte; von Dauer konnte freilih auh ihre Shöpfung, die Republif, niht ſein.

Weſſen die legislative Verſammlung unter Umſtänden fähig ſein konnte, hatten ſhon ihre erſten Sizungen bewieſen. Damals wollte man dem Könige die übliche Anrede: Sire und Majeſtät verſagen; ſein Sitz ſollte in Zukunft in einer Linie mit dem Seſſel des Präſidenten ſi<h befinden. Es waren Be\<hlüſſe, die man allerdings ſofort wieder annulliert hatte. Als nun aber, wie bei den ſ<le<ten Vorbereitungen zum Krieg niht anders zu erwarten war, die erſten Mißerfolge eintraten, ging man daran, den König völlig wehrlos zu machen. Dahin zielte jenes Dekret, das die Umformung ſeiner Leibgarde betraf. Daß Ludwig dann das girondiſtiſhe Miniſterium entließ und dem lezten Geſeß gegen die Réfraftaires die Sanktion verſagte, das war der nächſte Anlaß zum Sturm auf das königliche Shloß am 20. Juni 1792. Seit lange ſhon hatte man in den Arbeitervorſtädten St. Antoine und St. Marceau im Sinn, an dieſem Tage eine Erinnerungsfeier an den S<hwur im Ballhaus zu veranſtalten. Damit ſollte ſih jezt eine Demonſtration gegen den Monarchen verbinden; man wollte ihn no< niht beſeitigen, aber einſhüchtern. Die Fraktionen des Parlaments begünſtigten dieſes Vorhaben niht, wohl aber der neue Maire von Paris, Petion, der ſeit November 1791 an Baillys Stelle getreten war. So fam es am Mittag des 20. Juni zu einem jener für die „großen“ Tage der Revolution typiſhen Umzüge. Singend und tanzend, viele bereits betrunken, zogen die Maſſen, eine alte Hoſe auf einer Pike mit ſi< führend mit der Aufſchrift: „Es leben die Sansculotten !“, erſt in die Manège, den Sit der Nationalverſammlung, und von da in die Tuilerien, um Monſieur und Madame Veto einen Beſu<h abzuſtatten. Die Truppen leiſteten keinen Widerſtand ; ſo groß war die Wucht der vorwärts drängenden Menſchenhaufen, daß man eine Kanone bis in das dritte Sto>werk vor ſi<h herſhob. Plößlih ſah man ſi in der Salle del’œil de bœuf dem Könige gegenüber. Er hatte noc, kurz ehe die Türe aufgeriſſen wurde, auf die Frage ſeiner Umgebung: „Haben Sie feine Furt ?“ geantwortet: „Legen Sie die Hand auf mein Herz, und Sie