Geschichte der französischen Revolution

46 IIL Kapitel. Die Legislative.

werden ſehen, ob i< zittere.“ Wirklih hielt er au< diesmal mit Würde und perſönlihem Mut allen Zumutungen drei Stunden lang ſtand. „Ih habe mi von der Verfaſſung nie entfernt,“ rief er aus; „ih werde tun, was die Verfaſſung und die Dekrete mir gebieten. Sie verletzen die Geſetze.“ Die Szene endigte damit, daß er freiwillig eine ihm dargebotene Jakobinermüße aufs Haupt ſeßte, was ungeteilten Beifall entfeſſelte. In einem anderen Raum des Schloſſes war die Königin einer ähnlihen Belagerung ausgeſeßt geweſen ; aber ihre majeſtätiſhe Haltung bezwang die Wut der übermütigen Maſſen ebenfalls.

Die Demonſtration war alſo gelungen; aber politiſhe Errungenſchaften hat der Tag den Beteiligten niht gebraht. In den Provinzen wie im Aus[ande war man über die dem König angetane S<ma<h empört. Lafayette forderte im Namen der Armee die Beſtrafung der Übeltäter. Der General, der ſhon am 17. Juli 1791 die erſte Demonſtration zur Abſchaffung des Königtums auf dem Marsfelde vereitelt hatte, hatte im Oftober dieſes Jahres das Kommando der Nationalgarde niedergelegt, da ſeine Stellung zwiſhen Republikanern und Royaliſten immer ſ<hwieriger geworden war. Jeßt, wo er die mittlere der drei gegen den Feind aufgeſtellten Armeen fkommandierte, konnte er es wohl wagen, ſelbſt nah Paris zu kommen und ſein Shwert zugunſten der verfaſſungsmäßigen Monarchie in die Wage zu werfen. Wirklich wurden Petion und die Haupträdelsführer verhaftet, aber Ludwig gab ſie bald wieder frei, niht ahnend, daß er ſelbſt ſeine Autorität damit auf das ſ<hwerſte ſhädigte.

Da die Sranzoſen im Felde überall zurü>weihen mußten, ſtellte Vergniaud, der glänzendſte Redner der Gironde, am 5. Juli den Antrag, das Vaterland in Gefahr zu erflären. Nach einer Reihe von Vorderſäßen fügte er, gegen die Tuilerien gewandt, der Begründung ſeines Antrages die bedingte Drohung hinzu: „O König, der du ohne Zweifel mit dem Tyrannen Lyſander geglaubt haſt, daß die Wahrheit niht mehr wert ſei als die Lüge, und daß man die Männer mit Eiden betrügen müſſe, wie man Kinder mit Spielzeug beluſtigt; der du die Liebe zum Geſet nur vorgeſpiegelt, um die Macht zu retten, die dir dazu dienen ſollte, ihm zu troßen, die Verfaſſung nur angenommen, um niht von dem Throne herabgeſtürzt zu wer-