Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen
„Es wird behauptet, und mit Grund,
ein nützlich Werkzeug sei der Mund. Zum ersten läßt das Ding sich dehnen mie Gutiapercha, um zu gähnen.
Zum zweiten, wenn es grad vonnöten, kann man ihn spitzen, um zu flöten. Zum dritten läßt der Mund sich brauchen, menn irgend passend, um zu rauchen. Zum vierten ist es kein Verbrechen,
den Mund zu öffnen, um zu sprechen. Zum fünften, wie mir alle missen,
so eignet sich der Mund zum Küssen. Zum Schluf? jedoch, nicht zu vergessen, hauptsächlich dient der Mund zum Essen.“
Wir heben als eine weitere solche Funktion des Mundes das Schmecken hervor, das sich nicht nur in der Zungen-, sondern auch in der Lippenstellung auswirkt.
Und zwar zeigt Elga Brink (X, 3) einen süßen Zug des Mundes. Der Mund ist hier gespitzt, als ob er etwas Süßes oder gar Küsse naschen wollte. Wir haben eine offene Geschmackseinstellung, die auf hingegebenes Gefühl deutet, also wieder auf sympathische Zuwendung,
Dagegen deutet das Kind I, 3 mit seinem sauer verzogenen Mund an, daß es in einen sauren Apfel beißen soll; es will und will doch wieder nicht. So wird der saure Zug bei den vollen, locker geöffneten Lippen zum Ausdruck der Unentschlossenheit. Gesellen sich jedoch zu einem leicht säuerlichen Zug etwas fester geschlossene Lippen, wie bei Lina -(IV, 7), so ist dies ein Zeichen, daß ihre Trägerin sich zur Überwindung und Bewältigung der entgegenstehenden unangenehmen Eindrücke und Schwierigkeiten entschlossen hat, und dann wird der saure Mund im Gegenteil zum Ausdruck der Energie und Willenskraft.
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