Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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mich zure<ht und ſehe nah meinem Pferd, um es zu füttern. Es wiehert vor Freude, als es mi< ſieht: es hatte ſhon neue Streu, Hafer und Heu bekommen. NaMdem ih mih gewaſchen hatte, gab es Frühſtü>. Wunderſchöner Kaffee und Schinkenbrot, ih kam mir wie im Schlaraffenland vor. Gegen neun Uhr ſattelte i< mein Pferd, bedankte mi< vielmals für die freundlihe Aufnahme und ritt bei prahtvollem Wetter nah S. Dort treffe ih auh gleih die Offiziere und au< den Wachtmeiſter, gebe meine Meldung ab und reite nah dem Quar=tier, wo leßterer ſih einquartiert hat.

Am nächſten Tage wurde ih wieder als Meldereiter gewünſht. Ritt früh um ſe<s Uhr ab. Nachmittags um drei Uhr wurde ih mit einer Meldung nah unſerem Schüßengraben geſhid>t, die ſehr wihtig und ſehr eilig war. Ich mußte alſo. ganz an den Shüßengraben heranreiten. Kaum bin i< ahthundert Meter von ihm entz

Unſere Felbdgrauen als Baukünſtler.

Nicht immer iſ unſeren Soldaten an der Front Gelegenheit gegeben, im offenen Waſſer zu baden. die ihrer Baukunſt alle Ehre macht.

einen Brunnen gebohrt und eine Bade- und Entlauſungsanſtalt errichtet,

— Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

iſt tot! So wie da habe ih no< nie geweint, ih wollte gar niht weg, bis ein Leutnant mir einen Wagen ſchi>te, auf den i< meinen Sattel pae. I< nahm meinen Spaten und bewarf mein Pſerdhen mit Erde. Wehe dem Ruſſen, den ih treffe, hat mir do< irgendeiner von ihnen das Pferd erſchoſſen! Vom Schrapnell war ihm die Lende aufgeriſſen, und dann bekam es no< ſe<s Shuß. Ich war ſo außer mir, daß ih gar niht mehr zu gebrauchen

war und darum ſofort zur Shwadron fuhr. Dort wurde

ih erſt getröſtet und mußte am nähſten Tage zur Bagage na< Stankuny hin, um dort ein neues Pferd zu erhalten. Heute fam der Wachtmeiſter und ſuchte mir ein neues, aus= dauerndes Pferd aus. Es iſt ein Fus mit großer Bleſſe. Nun heißt es [ih von neuem mit einem Pferde anfreunden, es ftennen lernen! Faſt fünf Monate hat mi

mein liebes altes Pferd<hen dur< Wind und Wetter, dur< Tag und Nacht, dur< gefährlihe Stellen und aus

Phot, Hohlweiu & Girke, Berlin,

Dieſem belſtande abzuhelfen, haben- unſere Feldgrauen Fn dem Blockhaus iſt ein Au- und Auskleide=

raum ſowie ein Baderaum enthalten. Hieran ſchließt ſih die Entlauſungsanſtalt an. Dieſe Bade- und Entlauſungsauſtalt liegt 700 Meter hinter dem Schübßengraben.

fernt, da durſauſt ein Geſchoß in altbekannter Tonart | die Luft und ſ<hlägt ſo ungefähr achtzig Meter hinter mir ein, das zweite vielleiht hundert Meter ſeitwärts. Glei dahinter gibt es Salven von ſe<s Schuß, ſo daß ih ſhleunigſt in De>ung reiten mußte. Es praſſelte Scrapnelle wie Hagelkörner. Mein Pferd bäumtk ſich, fällt auf die Knie. Doch immer weiter. Es muß eine Verwundung haben, doch es iſt keine Zeit zum NaWſehen. Kaum bin ih am Schügengraben, ſo ſhießen die Ruſſen aus ihrem Graben ganz unverſhämt. Mein armes Pferd bäumt ſi< nohmals, iſt mit einem Saß faſt am Schüßen-e graben (ſiehe Bild Seite 49). Jh falle dabei herunter, haue nah meinem Pferdchen und ſehe, daß Der Sattelgurt geplaßt iſt. Da liegt das arme Tier ausgeſtre>t und le>t mir die Hand. Jh kann nicht helfen, muß zum Oberſtleutnant, gebe dieſem die Meldung, laſſe ſie beſcheinigen und eile zu meinem Pferd. Es will auſſtehen, kann niht mehr, ſieht mi< no< mit verlöſhenden Augen an, le>t

mix die Hand und das Geſicht, ſtre> ſi< no< einmal 11D

ſ<wierigen Lagen getragen und mußte nun ſterben — au< ein Opfer des Krieges. E

Mazzini über Ftaliens Grenzen.

Es mag in dieſen Tagen ein Wort des bekannten italieniſchen Revolutionärs und Patrioten Giuſeppe Mazzini, der ſein Vaterland gewiß ebenſo ſehr liebte wie die Sonnino, Salandra und ſo weiter und deſſen Größe wünſchte, _wiederholt werden. Jn ſeinem Werk „Doveri dell’ uomo“ ſagt er auf Seite 41 über Jtaliens Grenzen: —

„Gott ſelbſt hat Jtalien gewaltige und ſichtbare Grenzen gegeben: auf der einen Seite Europas höchſte Berge, DIe Alpen, auf der anderen Seite das Meer. Wenn ihx einen Zirkel benußen wollt, ſo wird ex, ſo ihr einen Kreis zgiehet, die Mündung des Jſonzo ſhneiden und damit die Grenze bezeichnen, die uns Gott gab …..“ __ Jtaliens Staatsmänner von Mazzinis Gott glauben. SS

heute wollen niht an