Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., page 492
418
Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
die zum Inſtandhalten und zum Ausbeſſern der Flugzeuge nötig ſind.
Gehen wix nun näher auf die oben erwähnten Kämpfe unſerer Waſſerflugzeuge am 12. September ein, ſo ſehen wir als eines dex Hauptziele unſerer Flieger Flugzeug=mutterſchiſſe, deren Gefährlichkeit für die angreifenden Luftfahrzeuge ja auf der Hand liegt. Es hat ſi<h dabei gezeigt, daß es den vom Flugzeugmutterſchiſf aufſteigenden Flie=z gern unmöglich iſt, ho<hzukommen, wenn das Mutterſchiff einmal vom Gegner exſpäht und mit Bomben unter Feuer gehalten werden fann. Fernex ſcheinen die Flugzeugmutterſchiffe einem dur< Volltreffer verurxſahten Brand gute Nahrung zu bieten, weil die vielen Aufbauten und Geräte im Augenbli> der Gefahr niht unter -De> gebraht werden önnen.
Von taktiſhen Einzelheiten konnten die folgenden in Erfahrung gebra<ht werden. Das Ziel des Angriſfs richtete ſih auf den Rigaer Meerbuſen und die Riga - Dünamün-=_ dung (ſiehe die Skizze Seite 419). Bei gün= ſtigem Fliegerwetter erfolgte der Anflug un= ſerer Luftſtreitkräfte. Sie ſollten niht allein aufflären, ſondern trugen au eine namhafte Anzahl Bomben mit, um günſtige Gelegen= heiten, die ſi vielleiht unvorhergeſehen bieten würden, niht unbenüßgt laſſen zu müſſen und ſi im Kampf zwiſchen Schiffen und Flugzeugen gegen die weittragenden Schiffsge]<hüße ſowie gegen die Batterien der Küſtenwerke einigermaßen wehren zu können. Die nähere Zuſammenſezung unſerer Luft= ſtreitfräfte na<h Kampffliegern und- Bom=bardementsflugzeugen wurde in keinem Berihte erwähnt. Es iſt vielmehr anzunehmen, daß jedes einzelne Flugzeug Bomben und Maſchinengewehre an Bord führte.
Der Flugzeugangriff war außerordentlih vom Glü> begünſtigt, denn es boten ſi unverhältnismäßig viele und gute Ziele. So als eines dex erſten gleih ein Flugzeugmutterſchiff, das vor der Bucht lag. Ein Flugzeug nahm die Gelegenheit wahr und exzielte mit Bomben einen Treffer, nah dem Flam= men und Rauch an De> deutlih zu erkennen waren. Entſprechend dex Einſchlagstiefe von Fliegerbomben, die gegen Stein und Gegenſtände aus etwa glei<h harten Stoffen 1 Meter, gegen Erde 3 Meter beträgt, darf man au< auf Brandwirkung im Schiſfsrumpf re<hnen. Jn ähnliher Weiſe gelang es dem Flugzeug, nah Bombenwuxf auf einen Zerſtörer Brandwirfung ſeſtzuſtellen. Bei einem anderen Zerſtörer wurde von einem zweiten Flugzeug ebenfalls ein Treffer beobachtet. Ein drittes erſpähte in der Arensburger Bucht wiederum ein Flugzeugmutterſ<iff, auf dem zwei Treffer angebracht werden tonnten. Obwohl das vierte deutſhe Flugzeug einen Kampf mit zwei wahrſcheinlih rehtzeitig von einem der Flugzeugmutterſchiffe aufgeſtiegenen feindlichen Fliegern zu beſtehen hatte, gelang es ihm doh, auf einem Zerſtörer einen Treffer anzubringen. Vor Windau lagen zwei feindlihe Unterſeeboote. Sie waren untergetauht. Doch das geübte
Fliegerauge von einem fünften Flugzeug hatte ſie aus -
der Höhe, die einen Bli> in geringe Meerestiefen zuläßt, ſchon erſpäht. Zwei Bomben nahmen ihren Weg hinunter und ſchlugen wie bere<hnet ein. Der wirklihe Erfolg tonnte jedoh, wie es meiſt bei untergetauhten Zielen der Fall iſt, niht feſtgeſtellt werden. Ein ſe<hſtes Flugzeug hatte die béfannte ruſſiſhe Werft für Torpedobootsbau der feindlihen Marine in Dünamünde als Angriffsziel erhalten. Sechs Treſfer barſten in den Werkſtätten der Mühlgrabenwerft und ſheinen niht nux große Zerſtörungen an Material angerihtet, ſondern auh mehrere Militärperſonen, Aufſihtsbeamte und geſchulte Arbeiter getroffen zu haben. Aus der Helligenwerft aufwirbelnder dunkler Rauch meldete einen Treffer mit Brandwirkung. Ein ſiebentes Flugzeug brachte 20 Seemeilen. - nordweſtlih, Dünamünde
aus einer Höhe von ungefähr 1500 Metern auf ſeemänniſhe Art, alſo niht wie ſonſt bei Piloten übli<h dur< Bombenwurf, einen Schoner zum Sinken. Es iſt dies wohl das exſtemal, daß ein Waſſerflugzeug an Bord
eines Schiffes landete; drum ſei die Heldentat hier furz
angeführt. -
Man ſichtete einen ruſſiſchen Zweimaſtſchonex, der von einem fleinen Schlepper geſ<hleppt wurde. Jn ſteilem Gleitfluge ging das Waſſerflugzeug zunächſt 1400 Meter tiefer und umfreiſte den Shleppzug, um ſi< ein Bild von ſeiner Bewaffnung und Beſazung zu machen, in einer Höhe von etwa 100 Metern über dem Meere. Durch das Maſchinengewehr des Flugzeuges wurde über die ſih vorerſt zur Wehr ſehenden Mannſchaften der Schiffe die Feuerüberlegenheit erkämpft, bis die eingeſhüchterte Beſaßung die Hände hochhielt und die Waffen niederlegte. Darauf ging das Flugzeug noh tiefer und ſeßte auf der Waſſeroberfläche mit ſeinen Shwimmkörpern auf. Der Beobachtungsoffizier ging an Bord des Schleppers, wüähsrend der Flugzeugführer die Maſchine gegen die Wellen ſteuerte. Hierauf übernahm der Beobachter den Beſehl über den Sthlepper und fuhr ihn längsſeit des geſchleppten Schiffes. Letzteres war der ruſſiſhe Schoner „Jla“, der mit Kohlen und Eiſen beladen wax. Als Beſtimmungsort ergab ſih aus den Sciffspapieren Riga. Nachdem die
1.
«Mannſchaften an Bord Des Sthleppers gegangen WAaLen,
Flieger mutéerſchi im NRigai am 12. ( (Aufnahmc C
è
Nach einev Profeſſ: