Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

machen oder durch allerlei Talismane und Beſ<hwörungen zu bannen. Zum allgemeinen Troſte gelingt es aber do< man<hmal.

Der bulgariſche Aberglaube bevölkert auch den Wald mit verzauberten Thieren. Da giebt es Bären, in welchen eigentli<h ſol<he Türken ſte>en, die während ihres Lebens nie Schweinefleiſch gekoſtet haben, Verderben bringende Kara Konza (ſ<warze Rößlein), zmai (Drachen), verzauberte Wölfe u. dgl., die alle den Wald unſicher machen und winterlihe Stürme herbeiführen. Man fährt dur den Wald ; plößlich verſagen die munteren Rößlein oder Büffel den Dienſt, ſi kommen kaum von der Stelle — natürli, denn es hat der „Waldfrau“ gefallen, dem Bauer zum Poſſen, mit ihrem Rieſengewichte ſi< unſihtbar an deſſen Seite zu ſeßen. Auch das Alpdrü>en,

plößliche Nheuma- und Gichtanfälle ſ<hreibt der Bulgare boshaften Geiſtern zu und ſucht dagegen ein Amulet (ſ<hüßendes Zaubergehänge) und allerlei Bannmittel bei dem Popen, der Baba und Auderen. i

Wie ſollte dies aber au< anders ſein in einem Lande, wo Ovid, der herrliche Dichter der „Metamorphoſen“ (Verwandlungen von Menſchen in Thiere und Naturkörper), na< ſeiner Verbannung aus Rom (im Jahre 37 v. Chr.) gelebt hat und 17 Jahre n. Chr. ſtarb. Das heutige bulgariſhe Dorf Alnidokios iſt der Ort, wo er ſeine Triſtia (Klagen) niederſchrieb.

Wir werden übrigens no< ſpäter Gelegenheit haben, die Eigenart des bulgariſchen Volkes näher kennen zu lernen.

Das Georgenfeſt in Vetersburg.

Jin Anfange des Monats December 1875 wurde zu Petersburg ein bedeutungsvolles Feſt gefeiert: das fünſundzwanzigjährige Jubiläum des Kaiſers Alexander Il]. als Ritter des St: Georg-Ordens, zugleih die Erinnerung an jene von dem Czar vor fünfundzwanzig Jahren bei Atſh-Choi im Kaukaſus mit perſönlicher Bravour vollführte Waffenthat, für welche der Cäſarewitſ<h Alexander mit dem St. Georgs-Kreuze ausgezeihnet worden. Zu den Feſten, welche aus dieſem Anlaſſe in dem kaiſerlichen Winterpalaſte an der Newa abgehalten wurden, - waren. perſönli<h von Livadia in der Krim aus in {<mei<helhafteſter Weiſe der kaiſerlih öſterreichiſche Feldmarſchall Erzherzog Albrecht, Oheim des Kaiſers Franz Joſef T., und Prinz Karl von Preußen, einziger Bruder des Kaiſers Wilhelm von Deutſchland, eingeladen; der Herr Erzherzog als Ritter der erſten Claſſe des St. Georg-Ordens, welche Claſſe außer ihm nur noh der deutſche Kaiſer Wilhelm beſit, Prinz Karl, der die dritte Claſſe für den Feldzug 1870—1871 erhalten hat.

Dieſe beiden Einladungen bewieſen, daß der Czar auh diesmal wieder das Einvernehmen der drei Kaiſerſtaaten vor aller Welt betonen wollte. Die Anweſenheit des Siegers von Cuſtozza, General -Jnſpector des öſterreichiſchen Geſammtheeres, welcher, abgeſehen von ſeiner hohen Geburt, eine ſehr gewichtige Rolle im Staate überhaupt und in der Armee beſonders ſpielt, wurde aller Orten als ein politiſches Ereigniß betrachtet, als Anzeichen, daß das herzliche Einvernehmen zwiſchen den Kaiſerhöfen von Wien und Petersburg fortdauerte.

Der ruſſiſhe Militärorden des heiligen Georg wurde von der Kaiſerin Katharina Il. im Fahre 1769 geſtiftet, zur Belohnung für das Land- und Seemilitär beſtimmt, und beſteht aus vier Claſſen. Das Ordenszeichen iſt ein weißes, aus vier Flügeln beſtehendes Kreuz; vorne iſt das Wappen des mnosfowitiſhen Großfürſtenthums, der heilige Georg zu Pferd, wie er den Lindwurm tödtet, hinten die Chiffre des heiligen Georg angebraht. Das Band, an welchem er getragen wird, iſt dreimal orange und zweimal ſ{hwarz geſtreift. Es wird in der erſten Claſſe- von der Rechten zur Linken getragen, dabci auf der linken Bruſt ein goldèner Stern mit der Chiffre Georgs in der Mitte, umgeben von den Worten in ruſſiſher Sprache : „Für Dienſt und Tapferkeit“; in der zweiten Claſſe um den Hals mit demſelben Stern, in der dritten und vierten Claſſe in kleinerer Form, um den Hals und im Knopflo< ohne Stern. Die Ritter der erſten Claſſe genießen eine Penſion von 700, die der zweiten von 400, die der dritten von 200 und von der vierten die hundert Aelteſten eine von 100 RNubel. Der Georgs-Orden iſt ſchwierig zu erlangen und daher der geſchäßteſte der ruſſiſhen Orden. Als Anhang wird das ſilberne Georgen-Kreuz vergeben, von der Form des Ordens, das im Knopflo<h an dem Band des Ordens getragen wird. Kaiſer Alexander I. errichtete es 1807; unrichtig iſt es, wenn das8ſfelbe die fünfte Claſſe genannt wird.

Kaiſer Alexander Il. war zwar nach den Statuten verpflichtet, beim Ordensfeſte das große Band der Ritter erſter Claſſe zu tragen, erklärte aber wiederholt, er thäte dies nur als geborener

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