Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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fouverainer Großmeiſter und Erbe der Stifterin; ſtolz könne er nur auf den- Beſiß des kleinen Kreuzes ſein.

Am 7. December wurde Feldmarſchall Erzherzog Albrecht auf dem Bahnhofe vom Czaren, dem Großfürſten Thronfolger und den Großfürſten Wladimix und Conſtantin empfangen. Die Ehrencompagnie und die Ordonanzen waren von dem Wilmanſtrander Linien-Fnfanterie-Regiment Erzherzog Albrecht beigeſtellt, deſſen erſtes Bataillon von Staraja-Ruſſa nah Petersburg beordert war, um ſeinen erxlauchten Fnhaber zu bewillklommnen. Bei feiner Ankunft im Winterpalaſte begab ſi< der Herr Erzherzog zuerſt zur Kaiſerin Maria Alexandrowna, worauf ſich derſelbe vom Czaren und den Großfürſten begleitet in die für ihn im Palaſte bereitgehaltenen Gemächer verfügte. Vor dem Eingange in die Appartements waren zwei Schildwachen vom litthauenhen Uhlanen-Regiment Erzherzog Albre<ht aufgeſtellt. Der Regiments - Commandant Oberſt Novitsky, wel<her vom Czaren dem Erzherzog vorgeſtellt wurde, überreichte demſelben den Ehrenrapport. Am 8. fand in den Sälen des Winterpalaſtes eine glänzende Parade ſtatt, an welcher außer den Rittern des St. Georgs-Ordens Vertreter aller Regimenter der Garden und der Linie theilnahmen. Jm St. Georgs-Saale war eine gemiſchte Abtheilung von decorirten Soldaten der Junfanterie, Fußartillerie, des Sappeur- (Laufgräben-Arbeiter) und Marine-Corps, eine Abtheilung der Palaſtwache und eine gemiſchte Schwadron aufgeſtellt, deren Mannſchaft ſämmtlih mit dem St. Georgs-Orden decorirt war. Bei dieſer Schwadron ſtanden auh die Vertreter der fremden Armeen, nämlich in der erſten Reihe zwei Unteroffiziere von der Leibgardereiter-Shwadron des Kaiſers von Oeſterreih, daun je ein Unteroffizier des preußiſhen Küraſſier-Regimentes Kaiſer Nikolaus und des preußiſchen Uhlanenregimentes Kaiſer Alexander. Dieſe öſterreichiſchen und preußiſchen Unteroffiziere waren mit dem St. - Georgs-Orden geſ<hmüd>t. Fm St. GeorgsSaale waren überhaupt zwei Generale, neun Offiziere und hunderteinundneunzig Unteroffiziere und Soldaten aufgeſtellt. Jm Wappenſaale ſtand unter dem Befehle des Großfürſten Thronfolgers Alexander Alexandrowitſ< ein gemiſchtes Bataillon von Vertretern der Fnfanterie und der Flotte, welchem mehrere Großfürſten eingereiht waren; im Alexander-Saale unter dem Befehle des Großfürſten Wladimir (Bruder des Thronfolgers) die Vertreter der Cavallerie; im Bilderſaale die Fuvaliden und decorirten Polizeiſoldaten. Die ganze Parade commandirte der General von Biſtrom als Stellvertreter des abweſenden Militär-Commandanten von St. Peters-

burg, des Großfürſten Nikolaus (Bruder des Czaren).

Um halb ein Uhr erſchien der Czar in Begleitung des Herrn Erzherzogs, des Prinzen Karl von Preußen und des Großfürſten Con]ſtantin (älteſter Bruder des Kaiſers) mit Suite. Es wurden alle Säle durchgangen, in denen die Truppen aufgeſtellt waren. Die Hofchargen und die Georgs8-Ritter waren im Weißen Saale verſammelt. An die Lebteren hielt Kaiſer Alexander folgende Anſprache : |

„Mit einem beſonderen Gefühle der Freude begrüße Fch heute alle Ritter Unſeres ruhmreichen Militär-Ordens, indem Jh mich erinnere, daß Jch vor fünfundzwanzig Fahren zum erſten Male durch die Gnade des verſtorbenen Kaiſers, Meines Vaters, der Ehre gewürdigt wurde, dieſen Tag mit den damals anweſenden Georgs-Rittern zu feiern. Viele von ihnen ſind nicht mehr unter den Lebenden, aber das Andenken an ihre Verdienſte lebt in Meinem Herzen fort und Jh bin glü>li<h, daß Jh Fhnen, meine Herren, für Jhren tapferen Dienſt danken kann. Möge Gott Sie noch viele Fahre behüten !“ . s

Eine Viertelſtunde ſpäter ſette ſi<h der Zug der Ordensritter von den inneren Gemächern des Palaſtes aus in Bewegung zum Kirchgange. Zuerſt kamen die Offiziere, welche das Verdienſtzeichen des Militär-Ordens beſißen, dann. die JFúhaber goldener Waffen, endlih die Georg8Ritter. Die Zahl der JFnhaber goldener Waffen betrug vierundfünfzig. Unter den Georgs-Rittern vierter Claſſe war auh der Großſürſt Conſtantin Nikolajewitſ<; Ritter dritter Claſſe waren zehn, darunter Prinz Karl von Preußen, der zuſammen mit dem Erzherzoge Albrecht, Ritter erſter Claſſe, neben dem Kaiſer ging. Beim Eintritte in jeden Saal ſpielte die Muſik die Nationalhymne. Die Georgs-Ritter machten “ beim GeorgsSaale Halt, während der Kaiſer mit den fremden Prinzen und der Suite durch die Porträts-Galerie zum Eingang in die Kirche ſchritt, wo der Metropolit (Erzbiſchof) mit der Geiſtlichkeit den Kaiſer erwartete, welcher hier ſeinen Helm aufſeßte, den Degen zog und auf dieſe Weiſe den Metropoliten in den Georgs-Saal geleitete. Darauf begann ſofort der Gottesdienſt, dem die GroßfürſtinThronfolgerin Maria Feodorowna, die Großfürſtin Maria Pawlowna und die Prinzeſſin Marie von Preußen (Gemahlin des Prinzen Karl) auf dem Chore beiwohnten. Nach Schluß des Gottesdienſtes begleitete der Kaiſer den Metropoliten längs der Front der Truppen zur Kirche zurü>, begab fih hierauf wieder in den GeorgsSaal, beglücwünſchte den Erzherzog Albrecht und den Prinzen Karl zum Feſttage und commandirte zu Ehren ſeiner hohen Gäſte perſönlich