Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Landes in der Herzegowina , den er niht kennt. Streng gegen ſi< ſelbſt, iſt er es auch gegen Andere ; kein Freund unnüßer Oppoſition, geräth er zuweilen mit den übrigen Wojwoden in Streit, doh findet am Ende immer ein gütliher Ausgleih ſtatt. Seine Gemahlin iſt die Schweſter des montenegriniſhen Wojwoden Peter Vukotitſ<, alſo Tante der Fürſtin Milena von Montenegro, Peko ſomit ein Verwandter des Fürſten Nikolaus.

Der Wojwode Bogdan Zimonitſch. At chirof f, geboren in Gaßkopolje, iſt der Enkel eines Mönches_ und bekleidet die Würde eines Popen. Von ſeinem Großvater wird erzählt, daß er im Beſiße zweier ſchöner, mit Silber beſchlagener Piſtolen geweſen. Da trat eines Tages ſein Neffe zu ihm und ſagte: „Oheim, geht mix dieſes ſchöne Piſtolenpaar, Jhr habt ja doh Niemanden, dem Jhr ſie bei Eurem Tod hinterlaſſen könnt.“ — „Wenn Du es ſo meinſt, ſo werde ih für einen Erben ſorgen“, antwortete der Mönch, verließ den Mönchsſtand und verheiratete ſich.

Zimonitſ< wurde im Fahre 1851 zum Wojwoden erwählt. Damals rückte Omer Paſcha mit einer großen Armee in die Herzegowina ein und wählte ihn zu ſeinem militäriſchen Berather. Bogdan's Mitwojwoden während des erſten Aufſtandes waren Luka Vukalowitſh, Fovan Bat ſchewit\<, Ljeſchewitſh, Arowitſ<, Milan und Vukow. Nach dem Auſſtande wurde Zimonitſ< von der türkiſchen Regierung ſowohl, als au<h von den Begs verfolgt und mißhandelt. Er iſt der Märtyrer. unter den Wojwoden, denn Niemand hatte ſo viel zu dulden, wie er; den größten Theil ſeines Lebens brachte er im Kerker zu. Kurz vox dem Ausbruche des Aufſtandes floh er na< Moutenegro, wo ihn Fürſt Nikolaus freundlih aufnahm, ihn mit Auszeihnungen überhäufte und zum Senator ernannte. Als der Auſſtand in Neveſinje ausbrah, verließ Zimonit\< Montenegro, organiſirte die Jnſurgenten im Zubci-Gebiet | und wurde dort zum Wojwoden (Heerführer) gewählt.

Luka Petkowitſ< zählt zu den älteſten Streitern für die Befreiung ſeines Vaterlandes, der Herzegowina. Er iſt in Gorißa, in der Nähe von Trebinje, geboren. Bereits unter O mer Paſcha (1852) glänzte ſein Name in vielen Tſchetas (Zügen) und ebenſo im Fahre 1857. Gleichzeitig mit Luka Vukalowitſ< erhob er ſih im Jahre 1862. gegen die Vergewaltigung der Begs und Spaghis. Die Türken ſeßten hohe Preiſe auf ſeine Ergreifung; einmal wurde er durch Verrath gefangen, er wußte jedoh nach furzer Haſt dem Gefäuguiſſe glücklih zu entrinnen, Mit ſeinem Polzatim (Bundesbruder) Vukalowit \< theilte er das Exil zu Odeſſa, kehrte aber nach deſſen Tode zurü> auf den heimiſchen Boden und bildet nun wiederum, obwohl {on bejahrt, den

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Schre>en der Moslims; denn in den Ueberlieferungen der montenegxiniſhen Kampfweiſe aufgewachſen, kennt Petkowitſ<. kein Erbarmen, giebt und nimmt feinen Pardon. |

Marko Babitſch iſtein Bosnier und, ſeit ſe<zehn Jahren dex Drug (Gefährte) und Bundesbruder des einſt gefürchteten Helden der Waldgebirge, des Heidu>en Pezij a. Vow widrigen Berhältniſſen gezwungen, überſiedelten fie vor einigen Jahren nach Kragujewaß. Nachdem Pezija einer Krankheit - erlegen, zogen die, erneuerten Kämpfe in Bosnien Babit \< dahin. Er iſt das ausgeſprochene Muſterbild des nur von einem Gedanken beſeelten -altſerbiſhen Heiduckenthums, jener in Berg und: Wald nah Türkenblut le<zenden Wiedervergelter des ſeit langen Fahrhunderten ſeinem Volke zugefügten Unrechts. --

Trifko Vukaälowitſ<, | der Führer der Schumljaner Auſfſtändiſchen, ein Neffe Lu ka's, iſt eine dur< Ebenmaß und Kräftigkeit gewaltig imponirende Erſcheinung; ſein Profil iſt claſſiſ< geformt, allein ſeine Haltung und ſein Gang haben einen Anflug von Schwerfälligkeit ; nihtsdeſtoweniger fönnte der Mann geradezu als Modell für eine Statue des Mars dienen. Zm Verkehr mit Seinesgleichen dröhnt ſeine Stimme in ſi< überſtürzenden Kehllauten tief und leidenſchaftlih aus ſeiner Bruſt heraus. |

Toma-Tomaſewitſc, der Führer der Zubcianer, iſt ebenmäßig, faſt zierli<h gebaut, von fnappem Mittelmaß, eine beinahe elegante Erſcheinung und bewegt ſich mit geſ<meidiger Raſchheit, Sein Geſicht iſt überraſchend durchgeiſtigt, das Auge lebhaft forſchend, kritiſh. Wiewohl in der äußeren Erſcheinung neben Luka Petkowitſ< und Trifko Vukalowitſ<h minder imponirend, wirft ſeine Schneidigkeit gleihwohl entſcheidend auf ſeine Umgebung ein. Jm Kriegsrath wird ſein fritiſhes Wort ſehr beachtet. j

RNRadeBajkowitſ<, Anführer der Grabljaner aus der Zuppa in der Bocche di Cattaro, iſt das Muſterbild eines gutherzigen biederen Kriegers; ſein Geſicht iſt das eines biederen alten Forſtmannes, Miitelgroß und unterſebßt, bewegt er ſih mit der Gemälichkeit der Sechziger-Fahre, Man erzählt von ihm etwas ungemein Gemüthliches. Seinerzeit befand er ſi< auch unter den aufſtändiſchen Boccheſen, ſpeciell bei dem Handſtreih auf das Blockhaus Gorazda nächſt dem Fort Trinita bei Cattaro, am- 29, October 1869 wax er der Anführer. Von der zum Entſaße Gorazda's entſendeten Truppe war eine Abtheilung Oeſterreicher als Vorhut vorgeſendet. Beim Angriff aufdie Stellung _ der FJuſurgenten war demgemäß der öſterreichiſche Führer in der Plänklerkette und wurde im Verlaufe des Gefechtes verwundet. Da ſtürzt Bajkowitſh voll Freude auf. ihn zu, umarmt und küßt ihn, und ruft: „Siehſt Du,