Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

der Fürſt wolle einen_Staatsſtreih na< Art des 2. December traurigen Andenkens machen; es war aber männigli< bekannt, daß auch eine ſolche „Action“ zwei Dinge erfordert : Macht und Geld, die aber dem ſerbiſhen Hospodare niht zur Verfügung ſtanden. Auch hatte man die Ueberzeugung, daß die Serben, ſo wenig ſie verfaſſung8mäßige Freiheit vertragen können, eben ſo wenig und vielleiht no< weniger die Schre>en einer Gewaltherrſhaft mit Ruhe hinnehmen würden. Mit Ausnahme der {hon dur< den Glauben ſelbſt theilweiſe zu Sklaven degradirten Türken, beugt fein Volk im europäiſchen Oſten willig und dauerhaft ſeinen Na>en in's Foch des Deſpotismus — man zähle nur die Kriege und Aufſtände, die ſeit dem Auftauchen der Osmanen im Lande des Sonnenaufganges wütheten. Namentlich aber fonnten die Serben niemals die Knechtſchaft ertragen und in der Save rinnt vielleicht ſo viel Waſſer niht, wie viel ſerbihes Blut auf den Ebenen der Hämos- (Balkan - Gebirgs-) Halbinſel ſeit

1

D

6

fämpfen gekommen, bewieſen die Worte des Miniſterpräſidenten Kaljewit\<, der in einer der lebten Skupſchtina-Sißungen ausrief : „Wir ſuchen uns gegenwärtig zu würgen, wir machen die Einmiſhung Anderer nothwendig, wir wollen, ein Dritter ſoll uns ſagen: Jhr ſeid unfähig, Euch ſelbſt zu regieren!“ — Und das ſagte Kaljewitſ<, der nie ein Lehrverbreiter der Eintracht, nie ein Träger eines reifen ſtaals8männiſchen Gedankens war! Der Dunſtkreis, der politiſche ſowohl wie der geſellſhaftlihe, war niht mehr athembar, man mußte alſo ein Zugloh eröffnen, und dieſes war — der Krieg. Wie die Dinge lagen, war die Wechſelwahl nur: Krieg oder Revolution! Lebterefonnteaber au< eine Einmiſhung im Gefolge haben, und ſo war es fein Wunder, wenn ſich gerade die ernſteſten Patrio-

ten für den Krieg entſchieden. Die

Poſaune, welhe diesbezügli<h das Belgrader Caſino erſchallen ließ, fand die Gemüther hinlängli<h vorbereitet; es war do< nur

fünfhundert Serbiſhes Militär. zu natürlich, «Fahren floß. Reguläre Jnfanterie. daß man für Den Charakter den ſ{limmder Unbeugſamkeit verloren die Serben im ſten Fall lieber für eine große Sache ſih ver-

Fürſtenthume au< niht. Miloſ< Obrenowitſ\<, den Retter der Nation, den Befreier Serbiens, vertrieben ſie, weil er unbeſchränkt regieren wollte; Fürſt Milan hätte ſich durh einen Staatsſtreich, an den er ſhwerli< gedacht, niht retten können, Der aufgehäufte Zündſtoff fonnte aber niht anders unſhädli<h gemacht werden, als wenn man denſelben na< Außen zu wenden verſuchte.

Wie weit es aber bereits mit den Partei-

bluten, als abzehrend zu Grunde gehen und die ſhre>li<ſte aller Todesarten ſterben wollte — den langſamen Tod am Feuer des Parteihaders. Daher galt das Loſungswort: „Auf zum Kampfe!“ Alle Parteien hielten ihre Waffen in Bereitſchaft und der Kriegsminiſter ſah ſeinen Voranſchlag der Staatsausgaben mit Einhelligkeit genehmigt. Die von den verſchiedenſten Partei-