Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Paſcha und Mehemed Ali Paſcha bewegten ſih von Nikſic zurü> auf der Straße von Banjani gegen Bilek und Trebinje. Nah bewerkſtelligter Verbindung auf dem Berge Kita ſahen ſie ſih plöblih am 2. Januar von drei ſehr zahlreichen Fnſurgenten-Abtheilungen unter Führung des Peko Pawlowitſ<h, Lazar So0t\<hiba und des Popen Bogdan Zimonitſ< eingeſchloſſen. Nach einem kurzen Kampfe, in welhem etwa vierzig Mann auf beiden Seiten fielen, mußten ſi< die Türken zurücziehen. Ueber Duga ſebhten ſie jedo< den Marſh nah Gatko fort, ohne von den Fnſurgenten verfolgt zu werden.

Wiewohl die Türken keine unbedeutende Einbuße an Mannſchaft erlitten, ſo gelang es ihnen doch, die mitgeführte Proviant-Colonne zu retten. Mittlerweile drangen die FJnſurgenten in das türfiſhe Dorf Plana ein, führten einige tauſend Schafe und gegen hundert Pferde weg -und überlieferten das Dorf den Flammen. Während des nächſtfolgenden Tages rü>te jedo<h R e o Uf Paſcha, welher no< während der Nacht Verſtärkungen an ſih gezogen hatte, neuerli<h vor. Diesmal gelang es ihm, die Juſurgenten vollſtändig zu überraſchen, da die Lebteren an Alles eher dachten, als daß der Paſcha ſeinen am vorigen Tage verunglü>ten Vormarſh nah kaum zwölf Stunden wieder aufzunehmen wagen werde.

Es waren die Fnſurgenten von der Unwahrſcheinlihkeit eines unmittelbar bevorſtehenden neuen Angriffes ſo überzeugt, daß ihre Abtheilungen ſhon auf Meilen weit zerſtreut waren, als die türkiſchen Colonnen ſi< bereits im vollen Anmarſche befanden und ſowohl den DugaPaß, wie au< bis unter die Thore von Nikſic ohne den geringſten Widerſtand paſſirten. Ebenſo anſtandslos führte Reouf Paſcha, nachdem er ſeine Proviant-Colonne an den Mann gebracht, den Rückmarſh nah Bilek aus. Jum Jnſurgentenlager aber, wo man ohnehin über ſ{<were Verluſte im Gefechte von Krſtaß zu klagen hatte, herrſchte über die Sorgloſigkeit des Anführers Peko Pawlowitſ<, dur welche das Gelingen der türkiſchen Operation ermögliht worden war, große Erbitterung. Lettere ging ſo weit, daß die Jnſurgenten ihren bisherigen, in zahlreichen Kämpfen vielerprobten Führer mit einemmale des Verrathes und geheimen Einverſtändniſſes mit den Türken beinzichtigten.

Kaum waren Peko Pawlowitſ\< und ſeine Schaaren von den Türken ſo arg mitgenommen worden, ſo wurde au< ſ{<on wieder der andere Hauptanführer der Fuſurgenten, der bisher vom Glü>e ebenſo begünſtigte als geſchi>te Lazar Sotſchiza von einer wahren Kataſtrophe ereilt. Auf die Kunde nämlich, daß Reouf Paſcha mit ſeiner. ganzen disponiblen Streitmacht zur Verproviantirungs-Expedition der diverſen türkiſchen Blockhäuſer und Kulas aufgebrochen ſei, ließ ſich

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Sotſchißa dur<h Spion-Nachrichten zu einem gewagten Unternehmen verleiten. Er vereinigte ſeine und des Zimonitſ< Abtheilungen in der Geſammtſtärke von 2800 Mann und beabſichtigte, nah dem Abmarſhe Reouf Paſchas, gleihſam in der Flanke und erforderlichen Falles im Rücken desſelben, einen kühnen Handſtreih auszu- | führen. Er wollte Moſtar, die Hauptſtadt des Sandſchakats, überfallen und in ſeine Gewalt bringen, da ihm ſeine Spion-Nachrichten die vollſtändige Entblößung dieſes Hauptpunktes der Herzegowina hinterbracten.

Troß aller Vorſicht, mit welher Sotſchißa die kühne Bewegung in's Werk ſeßte, wurde ex auf - halbem Wege na< Moſtar von mehreren türkiſhen Colonnen, in der gering angeſchlagenen Stärke von 5000 Mann, von allen Seiten angegriffen und förmli<h umzingelt. Nur der heldenmüthigſten Aufopferung ihrer Schaaren war es zu verdanken, daß Sotſchißa und Zimonit\< der Gefangenſchaft entgingen und mit Trümmern ihrer Abtheilungen ſi< in die Gegend von Krſtat zu retten vermochten. Es ſtellte ſi< heraus, daß die Türken die zerſtreuten Jnſurgenten-Abtheilungen einzeln zu überfallen und dieſelben furchthar niederzumeßeln vermochten. Junerhalb wenigen Stunden verloren die aufgelöſten JnſurgentenAbtheilungen, welche nahezu jeden Widerſtand aufgaben, weil ſie feinen zu leiſten vermochten, nicht weniger als ſe<8hundert Mann an Todten, darunter viele Unteranführer, die Verwundeten niht gere<net. Die Türken erbeuteten nur an Gewehren, welche die fliehenden Fnſurgenten wegwarfen, gegen a<thundert Stü. Aber auch die Türken verloren auf dem Marſche nah Nifkſic, in Folge der Kälte, eine große Zahl von Leuten.

Es hatte ſi< herausgeſtellt, daß bei den leßtſtattgefundenen Kämpfen, ſo wie bei den früheren, ſich ſehr viele Angehörige Montenegros betheiligt hatten, und die türkiſche Regierung war daher gezwungen, Montenegro als die Haupt]ſtüße der Fnſurrection zu betrahten. Jn der That ließ ſi< keineswegs in Abrede ſtellen, daß ohne die Zuzüge aus den Schwarzen Bergen, welche bald auf dem Jnſurrectionsplaße erſchienen, um einen Schlag mitzuführen, bald wieder ih in ihr Felſenneſt zurü>zogen, in der Herzegowina ſich Manches anders geſtaltet hätte und den Winter über das Feld von den Auſfſtändiſchen ſhwerer behauptet worden wäre.

Auch hatte man in Erfahrung gebracht, daß die mohammedaniſhe Bevölkerung wegen des Reform-Fermans in der bedenklichſten Stimmung und aufgeregt geweſen ſei und entſchiedenen Mangel an gutem Willen zur Ausführung der verſprochenen Verbeſſerungen verrathen habe; ja es gingen höchſt beunruhigende Gerüchte, daß es während des Bairam-Feſtes zu einer vollſtändigen Niedermebelung der Chriſten kommen werde.