Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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Der bekannte Jnſurgentenführer Ljubobratit\ſ< weilte aber mit Peko Pawlowitſch in Raguſa, wo ſie intime Angelegenheiten miteinander auszumachen hatten. Das Reſultat der dortigen Verhandlungen dieſer beiden Hauptchefs der Jnfurrection war — die Abdankung des Ljub obratitſ<h vom Commando, angeblih- von Cettinje aus veranlaßt. Des Lebteren Corps hatte ſi< bereits mit dem des Peko Pawl owitſ< vereinigt, wie denn dieſer auh zum Obercommandanten ſämmtlicher in der UnterHerzegowina befindlihen Fnſurgenten-Corps ausgerufen worden. Beide hatten au< Beſprehungen mit dem dortigen ruſſiſhen Generalconſul Joni n gehabt. Unter den Jnſurgenten-Chefs ragte Michael Ljubobr atit ſ< dur< mancherlei Vorzüge hervor. Er war mit den europäi{hen Anſchauungen einigermaßen vertraut, fannte den Grenzkrieg aus Erfahrung, hatte einen Bli für die politiſhen Bedingungen, die den Erfolg zu ſichern vermochten, und war in ¡jeder Hinſicht ſeinen Ge-

noſſen überlegen. Schon das war Grund genug, um dieEiferſucht deranderenHäuptlinge zu we>en. Wenn alle Schäße Jndiens zu

vertheilen geweſen wären, hätten Eiferſuht und Jutriguen niht heftiger arbeiten fönnen als in dem «Fnſurgentenlager an der Grenze. „JFntriguenmüde“ hatte Ljubobratit\< ſi< nunmehr von der JFnſurrection zurückgezogen, nach: dem er am 18. Januar ein Manifeſt (von Raguſa datirt) erlaſſen hatte, welches alſo lautete :

„Brüder! Umſtände, ſtärker denn mein Wollen, machen es mir zur Pflicht, mi<h von Euch zu entfernen. Jun ſol<? ernſtem Augenblicke komme i< vor Allem den Gefühlen meines Herzens nach; indem i< Euh den Gruß eines Trauernden entbiete, erfülle i< ferner die Pflichten meiner Stellung, indem i<h Euch den Weg zeige, welchen Fhr gehen müßt, wenn ich niht mehr an Eurer Spite ſtehen werde.

Kaum hatte i< die Erſtlinge der Erhebung von Neveſinje erfahren, verließ ih Serbien, deſſen

Ali Paſca,

Gouverneur der Herzegowina.

Gaſtfreundſchaft ih, wie Jhr wiſſet, nah jener Periode genoſſen hatte, in welher mir das Glük zu Theil geworden, an der Seite von Luka Vukalowit\<, dieſes Veteranen unſeres Ringens nach Freiheit, zu kämpfen, und mein Vaterland als Verbannter zu verlaſſen.

Fn der Herzegowina angelangt, verfolgte ih ein doppeltes Ziel: erſtens Fene, die uns ſeit Jahrhunderten bedrü>en,- neuerdings zu bekämpfen; zweitens, Alles zu thun, was in meiner Macht ſtand, um das freigeſinnte Europa für unſere Sache zu gewinnen.

Es iſt hier niht am Plat, von jenen Hinderniſſen zu ſprechen, welche der Verfolgung meines erſten Zieles entgegenwirkten. Es genügt mir für jeßt auf deren Vorhandenſein hinzuweiſen. Jh würde es mir zur größten Schuld anre<hnen, auh nur ein Wort weiter hierüber laut werden zu laſſen, da dies Veranlaſſung werden könnte von Zwiſtigkeiten ohne Ende in einem Augenbli>, ‘in welchem die größte Eintracht für uns Alle oberſte Pflicht iſt. t Jh kann jedoh

niht umhin, das Geſhi> zu beklagen, wel<es mi< von Euch, meine Brüder, trennt, indem ih zugleich jeden Aufſchluß über dieſen Schritt ruhigeren Zeiten überlaſſe, bis es geſtattet ſein wird, Alles zu ſagen, ohne Leidenſchaftlichkeit ‘und ohne Beſorgniß vor / Schädigung unſerer Sache. Sollte die Verleumdung, welhe mich vom Augenbli>e meiner Rückkehr in's Vaterland unaufhörlich verfolgt hat, noh niht ruhen, ſo werde © ih ſie mit meiner Verachtung überbieten, allen-Troſt einzig und allein in meinem PatriotismuS‘und in ‘der Reinheit meiner Abſichten ſuchend | :

Jn der Verfolgung meines zweiten Zieles, welches i< mir geſetzt hatte, war ich glü>liher. Die geſammte civiliſirte Welt nahm an uns Antheil.

Von den blutigen Kämpfen in meinem Vaterlande, von ſeinen in Flammen aufgehenden Dörfern, von der Auswanderung der Hundert-