Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

Landſtriche, und als na< ihm Twartko ſich zum Könige von Bosnien gemacht hatte, bemächtigte er ſi<h auh Ramas.

Seit dieſer Zeit iſt die jetzige Herzegowina mit Bos nien vereinigt und die Verwaltung wurde dem Hauſe der Chranitſche übertragen. Wlatko Chranitſ<, der Sohn WukChran's, Schupans von Rudin, geboren um das Jahr 1349, erhielt von Twartko LIL, König von Bosnien, die Würde eines Oberwojwoden und zog 1389 dem ſerbiſchen Könige Laſar auf dem ſogenannten Amſelfelde (Koſſowopolje) gegen die Türken zu Hilfe. Als dieſe die Serben geſhlagen hatten, verwüſteten ſie Bosnien, aber am 20. Juli desſelben Fahres errang Wlatko über ſie einen glänzenden Sieg und *verjagte ſie aus Bosnien. Der König beſchenkte freigebig den Wojwoden und überließ ihm Zacholmie zur erblihen Verwaltung. Die väterlihe Würde ging auf Wlatko’s älteſten Sohn Sandal über, der 1410 gegen Sigi8mund, König von Ungarn, zog.

Für dieſen Sieg über die Ungarn verlieh ihm König Ostoja auh Rama, oder die Wojwodſchaft des heil. Sawa (Gott der alten arabiſchen Stämme vor Mohammed) zurx erblichen Verwaltung. Sandal ſtarb 1435, ohne Kinder zu hinterlaſſen, worauf ſein Neſſe Stefan, der Sohn Wukſcha's, des zweiten Sohnes Wlatko's, die Verwaltung von Rama und Zacholmie übernahm, Dieſer Stefan veränderte ſeinen Namen Chranitſch in Koſatſ<h (Coſaccia oder Koſſari<h) na< ſeinem Geburtsorte und erhielt von dem deutſchen Kaiſer Friedrich die Herz 0g 8würde; ſeit dieſer Zeit nennt man Rama und Zacholmie die Herzegowina.

Stefan breitete ſeine Beſitzungen im Oſten bis Novi-Bazar und im Weſten bis Raguſa aus, weshalb er mit den benachbarten Fürſten, namentli<h mit den Raguſanern, viel Streit hatte. Fn der Folge ſtand ſein Sohn Wladislaw gegen ihn auf, ſo daß Stefan wiederholt zur Beſchwichtigung ſeines Gebietes bald die Sultane, bald die Könige von Ungarn herbeirufen mußte. Stefan ſtarb 1466 und hinterließ drei Söhne, von denen der jüngſte an den Sultan als Geiſel ausgeliefert worden und den Jslam annahm, die beiden anderen Wladislaw und Wlatko, die Herzegowina unter ſi< theilten. Dieſe Theilung war das Verderben des Landes. Bajazet Il. griff 1483 die Herzegowina an, vertrieb die beiden Brüder und unterwarf deren Gebiet ſeiner Herrſchaft.

Die weitere Geſchichte der Herzegowina bietet keine beſonderen Ereigniſſe in politiſcher Hinſicht dar, und bald fann man ſie nux no< die Geſchichte der fortdauernden Bedrückungen des ſerbiſchen Volkes unter der Willkürherrſchaft der Veziere und Paſchas nennen.

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Die jebige Herzegowina mit einem Areal von nahezu 300 Quadratmeilen grenzt gegen Süden an einen Theil Albaniens und Montenegros, gegen Weſten an Dalmatien, gegen Norden an Bosnien (das türkiſhe Kraina oder das eigentlihe Bosnien), gegen Nordoſten an den ſ<malen Strich Bosniens, welcher die Herzegowina von dem Fürſtenthum Serbien ſcheidet, und gegen Oſten an den Kreis Novi-Bazar. Die Hauptberge ſind der Schardag, der weſtli<he Kamm des Balfan an der Grenze Albaniens, und die Montes adri, die ſi< nordweſtli<h vom Schardag bis Dalmatien erſtre>en und das eigentlihe Bo8nien von der Herzegowina trennen. Die zahlreichen Ausläufer dieſer Berge, welche das Land in allen Richtungen bede>en, ſhließen die Flüſſe, unter denen die Narenta der bedeutendſte iſt, ein. Dex größte Theil der dur< hohe Berge ſo eingeengten Gewäſſer richtet bei der Schneeſchmelze große Verheerungen an, bede>t viele Landſtrihe mit Waſſer (wel<he darum auh Liwaden genannt werden) und verhindert auf mehrere Monate jeden Verkehr unter den Einwohnern.

Jn politiſcher Beziehung zerfällt die Herzegowina in fünfzehn Diſtricte oder Nahien, von denen Blagai, die Stadt dieſes Namens, auh Herzegowina genannt, da ſie die Hauptſtadt des erſten Herzogs Stefan Koſatſ< geweſen, und Moſtar die Stadt Moſtar (die jeßige Hauptſtadt des Landes) einſchließen. Dieſe wurde nah dem Zeugniß Mauro Orbin's 1440 von Goſt Radiw, dem Haushofmeiſter Stefan K oſat #<'s, erbaut und ſoll ihren Namen von der berühmten BrüFe über die Nareuta haben, welche den Fluß in einem Bogen von ſolher Höhe überſpannt, daß unter ihr die größten Schiffe dur<fahren können.

Durch Fruchtbarkeit zeichnen ſi< mehrere Nahien ‘aus, in denen Getreide jeder Art in Menge wächſt, namentlich die Hauptbedürfniſſe der Einwohner: Gerſte und Kukuruz (Mais). Reis hat man erſt ſeit 1834 zu ſäen angefangen ; außerdem beſchäftigen ſi<h die Herzegowiner mit dem Bau von Baumwolle, Fndigo, Färbepflanzen, Lein und Hanf, und in der weſtlihen Herzegowina neben dem A>erbau au< mit Weinbau und Bienenzucht. Obwohl der kriegeriſche Geiſt des Volkes nicht ſonderlih zum Feldbau ſi< hinneigt, ſo leidet do< in guten Jahren die Herzegowina durchaus feinen Mangel an Lebensmitteln. Bei europäiſchen Anſichten von Landbau, mit Ausſicht auf Gewinn und Eigenthum, hätten die Herzegowiner wohl au< nie von Mangel gehört, aber die Ueberzeugung, daß man ihnen doh niht mehr läßt, als zu ihrem eigenen Unterhalt nöthig ift, und man<mal nict einmal ſo viel, ſowie die häufig ſie heimſuchende Dürre ſind Urſache, daß ſie nicht ſelten große Noth leiden; es vergeht kein Jahr, wo ſie niht nah dem benachbarten Bosnien