Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

die Mündung des großen Stromes berufen, aber das Alles konnte keine andere Bedeutung haben als die Befreiung Rumäniens von den Banden des Vaſallenthums. Der Fürſt erinnerte in gemüthlih deutſher Weiſe an ſeine Wandlung und Wanderung, und die deutſche Ueberſezung paßte vielleiht beſſer zu dem Geiſte der Rede als das rumäniſhe Sprachkleid. Die Leute ſind ſehr gemüthli<h in der Nähe des Donau-Urſprunges und die Donau iſt anfängli< ein gemüthlihes Wäſſerlein; aber im Laufe wird ſie zum großen Strome, deſſen Wellen {hon oft mit dem Blute der Schlachten ſi< vermengt haben. Und wenn die gemüthlihen Leute vom Donau-Urſprunge weit wegwandern, werden ſie ernſt, unternehmend und begreifen ihre Miſ-

fion. Der Fürſt ſchien

indeſſen überzeugt, daß die Unabhängigkeit Rumäniens

einem „hohen europäiſchen Jntereſſe entſpriht“. Die Rede des Fürſten Karl verdient in ihrem vollen Wortlaute mitgetheilt zu werden. Der Fürſt ſagte den Senatoren und Deputirten Folgendes :

„Sie erinnern mih an die Worte, wel<he ih vor elf

Fahren geſprochen D 1 habe, als i< zum | TL erſten Male den e À 7 Palaſt der Nation

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betreten habe. Dieſe Worte ſind meinem Herzen theuer; ſie ſind der Wegweiſer meiner Regierung während der Reihe von Jahren geweſen, welhe wir durchgemacht haben. Heute, wie am 10. Mai 1866, bedauere i< niht, meine Familie verlaſſen, no< au< aus meinem Geburtslande mi<h entfernt zu haben. Nein, ih bedauere es niht, denn i< habe aus Rumänien mein Vaterland und aus der rumäniſ<hen Nation meine Familie gemacht. Heute, wo i< die Schönheiten dieſes Landes und die Beſtimmung kenne, auf wel<he es Anſpruch zu erheben im Rechte iſt, heute, wo ih die großen Eigenſchaften, welhe das rumäniſche Volk auszei<hnen, na< ihrem Werlhe würdigen kann, iſt es für mich eine lebhafte Freude, mih an den Tag zu erinnern, wo in i< Fhrerx Mitte eingetroffen bin, an den Tag, wo Sie mir cinen Thron an-

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Lürſtin Eliſabeth von Rumänien.

__kareſt Vaſallenthum hießen.

vertraut haben, welher dur< ſo viele große Fürſten, glorreihe Vertheidiger der nationalen Unabhängigkeit und des Kreuzes gegen den Halbmond berühmt geworden ift.

Eine Wolke verhüllte die Zukunft, eine Erniedrigung beſtand no< für Rumänien und ſeinen Fürſten; i< will von den ſ{hle<t erläuterten und ganz unbegründeten Banden ſprehen, welche in Conſtantinopel Oberherrſchaft und in BuDieſe Bande, welchen unſere Stellung und unſere Jutereſſen, und ſelbſt unſere Rechte von altersher widerſtreben, beſeitigen, ſie dur< Beziehungen erſetzen, welche im neunzehnten Jahrhunderte die Staaten und freien Völker einigen follen, dies war der beſtändige Zwe> zweier

Generationen der Rumänen und insbeſondere der Fhrigen ſeit 1857 bis auf dieſen Tag. Und ih bin im Rechte zu behaupten, daß meine Erwählung, mein

Eintreffen vom Donau-Urſprung an die Mündung dieſes

großen Stromes,

endli<h meine Herrſhaft ſelbſt feine andere Bedeutung gehabt und haben, als die Befreiung Rumäniens von dieſen Banden.

Dieſe Bande hatte die Hohe Pforte ſelbt im Laufe der Ereigniſſe, welhe wir weder gewünſcht, no< hervorgerufen haben, gebrochen. Wir werden ſie niht wieder herſtellen ! Sind es nicht Sie, iſt es niht die Verſammlung der Staatsbürger, iſ es niht die geſammte Nation, welche erklärt und proclamirt haben, daß dur<h den Bruch dieſer Bande Rumänien zu ſeiner einſtigen Unabhängigkeit zurückkehrt, als freies Volk, als nüßlihes, friedli<hes und civiliſatoriſhes Glied der großen europäiſhen Familie ?

Jett iſt es an der Energie und der Hingebung der Söhne dieſes Landes, an der politiſchen Klugheit dieſes Staates, es iſ au< an mir, geſtatten Sie mir dieſe Behauptung, an meinem Eifer und an meiner unermüdlihen Beharrlichfeit, es zu verfolgen und zu erlangen, daß die neue politiſhe Lage Rumäniens eine europäiſche Beſtätigung erhalte. Das Wohlwollen, die hohe