Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
“Fürſorge, welche die Großmächte und die crhabenen Souveräne uns bei allen unſeren Beſtrebungen, zum nationalen Leben wieder zu gelangen, gezeigt haben, ermächtigen das zu hoffen — was ſage ih? — verleihen uns das feſte Vertrauen, daß ihr mächtiger Beiſtand Rumänien in dieſen höchſten Augenbli>en niht fehlen werde. Dieſer Beiſtand kann ihm um ſo weniger ermangeln, als es nichts als das fordert, was ihm als würdiges Volk gebührt, um frei zu ſein, als Land, welches die Erwartung Europas nicht getäuſcht hat, und welches die nothwendige Kraft und Jntelligenz zur Erfüllung der Miſſion hat, welche ihm ſeine geographiſhe Lage auferlegt. Mit dieſer Hoffnung, mit_ dieſem Glauben wird die abſolute Unahbhängigkeit Rumäniens, weit entfernt davon, eine Beunruhigung für den Frieden Europas und die Ruhe der {Nachbarſtaaten zu ſein, zur Wirkung haben, niht blos unſeren nationalen Erwartungen Befriedigung zu gewähren, ſondern auh noh einem hohen europäiſchen FJntereſſe zu
entſprechen.
J<h danke ihnen no<hmals für die Worte, welche ſie an dieſem denkwürdigen Tage an mi gerihtet haben. Die Fürſtin ſ{<ließt ſi< meinem Danke an, und wir drü>en zuſammen den Wunſch aus: Es leben die
Vertreter Rumäniens! und vor uns Allen, es lebe Rum äN Lene
Der Krieg des Vaſallenſtaates hatte alſo wirklih begonnen. Das Bombardement Widdins von Kalafat aus begann am 28. Mai, 8 Uhr Abends, aus ſämmtlichen Batterien. Durch den Fürſten ſelb wurde die Hauptaction gegen die türkiſche Feſtung inſcenirt, und darauf legte man in rumäniſhen Kreiſen den meiſten Werth. „Durch ſolche Acte war es mögli, daß ſi< der Fürſt, welcher ſi<h wegen ſeiner Beziehungen keiner Sympathien im Lande erfreut, bei der rumäniſchen Nation rehabilitirt!“ ſagte ein angeſehener Rumäne. Uebrigens war es unklug von den Rumänen, auh heute no< gegen dieſe deut <e Politik zu
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Prinz Haſſan von Egypten.
ſprechen, wo gerade dieſe Politik ihnen günſtig war. Deutſchland war nun thatſächlih der Alliirte Rußlands gegen die Türkei, und wenn Rumänien dabei etwas profitirte, wenn ſeine Unahbhängigkeit \{<ließli< do< anerkannt wurde, ſo mußte es dies jedenfalls dem Einfluſſe Deutſchlands und Rußlands zu danken haben.
Aber die Rumänen hatten au< keine beſondere Abneigung gegen die Türkei, es iſt dies leiht erflärli<h, weil der Bojar nie über o8maniſhe Unterdrü>ung zu klagen hatte; und dem Bauer ging es in Rumänien ebenſo ſ{<le<t wie dem Rajah über der Donau; was an Erleichterung für den Bauernſtand eingeführt wurde, war noch- niht genügend, demſelben Liebe zu einem größeren
Vaterlande und Enthuſiasmus für die daco-romaniſche Fdee einzuflößen. Er geht daher in's Feld,
ohne zu wiſſen warum, und das ſtehende Heer, wenn es Begeiſterung zeigt, thut dies aus jenem militäriſ<hen Ehrgefühl, welches in allen Armeen gleihmäßig zu finden ift. Nun trat aber noh ein drittes Moment zu den vorher beleuhteten Geſichtspunkten: das war die Furcht vor dem flaviſchenUebergewi<ht. Man \{<loß ſi< Rußland an, weil man dasſetbe an dem Einmarſh nicht hindern fonnte, weil man an die endgiltige Löſung der orientaliſ<hen Frage diesmal glaubte und weil man bei der allgemeinen Theilung auh einige Stücke Landes oder ſonſtige Vortheile gewinnen wollte. Dies bewog Rumänien zur Kriegserklärung an die Türkei — dabei aber fürhtete man {hon zur Zeit, wo die Ruſſen no< ni<t in Bulgarien eingerü>t waren, daß Rumänien vielleicht die ru \#i}\<e für die türkiſche Oberhoheit eingehandelt hätte. — Daß dies eigentli<h in der Natur der Sache begründet lag, daß es gar niht anders ſein konnte, wenn ſelbſtſtändige Staaten an der unteren Donau unter Rußlands Schuß errihtet wurden, war den Bufareſter Führern zu ſpät eingefallen, und dann wo nichts mehr zu ändern war, ſahen ſie mit krampf-