Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

hofe zurü>. Faſt wäre unterwegs dem Fürſten Gortſchakoff ein Unglü>k paſſirt. Ein Pferd ſeines Wagens wurde ſcheu und ſtieß den Wagen ſo heftig an einen Laternenpfeiler, daß ein Rad in Stücke ging. Er mußte mit Bratianu ausſteigen und den Reſt des Weges in einem Fiaker zurü>legen. Der Kaiſer hatte ſeine volle Zufriedenheit und ſeinen Dank dem Maire gegenüber ausgeſpro<en, und das Bedauern hinzugefügt, daß er den Aufenthalt in Bukareſt nur für wenige Stunden feſtſeßen konnte. Den Empfang der dortigen General-Conſuln verſhob er auf einen nächſten Beſu<h. Das Haus des Herrn Ne gulesfo, in dem der Souverain abgeſtiegen, war wie alle anderen Beſitzungen des Landes mit der größten Einfachheit hergeſtellt. Es beſtand nur aus einem Erdgeſchoſſe, in das man auf acht Stufen über einen Perron gelangte; von da kam man in einen viere>igen Flux, wo ſi< GardeKoſaken und einige Diener aufhielten, aus dieſem in einen rei< möblirten Salon, deſſen Fenſter auf einen prächtigen Garten gingen. Zur Rechten

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und Linken des Flurs führten Thüren in einen fleinen türkiſhen Salon, in einen Speiſeſaal, in ein Rauchzimmer, in einen Raum, wo ih Offiziere des Generalſtabes aufhielten, und in das S<hlafgemach des Kaiſers. Jn dem Garten waren Zelte zwiſhen dichten Roſenbüſchen geſpannt. Durch ein Seitenpförtchen gelangte man in den Garten des Nahbarhauſes wo der Czarewitſ< wohnte. Alle übrigen Häuſer und Gärten die zwiſchen den zwei Hauptſtraßen von Plojeſti daran ſtießen, find von dem Großfürſten und der faiſerlihen Suite beſet geweſen. Die Campagne-* wagen des Kaiſers waren in der Nähe der Behauſung des Kaiſers untergebraht und mit allem Reiſe-Comfort eingerichtet ; das waren ungeheure ſe<sſißzige Wagen, für ein Geſpann von ſehs Pferden ; ſeitwärts angebrachte Käſtchen enthielten die Generalſtabsfarten, man konnte ſie auf einem Tiſche auslegen, der ſi< inmitten des Wagens aufſtellte. Die Escorte des Czaren bildete Rotten aus den verſchiedenen Gardecorps.

Heneral Zgnuatieſf's Rundreiſe.

Die „Conferenz“ in Conſtantinopel hatte ſih ſeinerzeit aufgelöſt und die Delegirten der Mächte waren auf der Heimreiſe begriffen. Doch vorher hatte ſi< die Mehrzahl derſelben in Wien ein Rendezvous gegeben. Sie handelten wohl ihm Auftrage ihrer Regierungen, als ſie auf der Rü>kehr in ihre Heimat im Palais auf dem Ballpaß das leßte Wort Oeſterreihs über die gegenwärtige Situation eingeholt. Es war in der That ſihtbar, daß ſi< in Wien zum großen Theil der gordiſhe Knoten löſen ſollte und daß es jedenfalls von Oeſterreih abhing, den Krieg zu localifiren, oder ihn im Falle, als man ſeinen Ausbhru< nicht verhindern konnte, allgemein zu machen. Wenn no< Jemand daran zweifeln konnte, ſo würde die Ankunft eines leßten Diplomaten, und gerade desjenigen von Allen, von dem man es am wenigſten erwartete, einen hinreihenden Beweis für die entſcheidende Rolle geliefert haben, welhe OeſterreichUngarn niht blos in der Orientfrage, ſondern in der Geſammtheit der europäiſchen Politik zu ſpielen berufen war. Man ignorirte gewiß nict, daß der Wind, welcher mit ſo großer Heftigkeit über das Schwarze Meer wehte, eine große Rolle bei den Wanderungen des Generals Fgnatieff ſpielte, aber es war auffällig, daß der Zufall, welcher fi< hineingemengt, ganz wunderbar einwirkte. Da war der Repräſentant der Matt, deren Name in der Orientſrage am öfteſten genannt worden iſt, und dieſer Repräſentant hatte

dur ſeine unbeſtreitbare diplomatiſche Thätigkeit einen Ruf erlangt, wel<her die öffentlihe Aufmerkſamkeit auf alle ſeine Handlungen lenkte. Die Unmöglichkeit, direct auf dem Schwarzen Meere heimzukehren, trieb ihn zu gleicher Zeit mit dem Marquis von Salisbury nah Athen und geſtattete ihm, dur< einige Tage die wahren Abſichten Griechenlands zu ſtudiren. Dann, wie er definitiv na< Rußland zurü>kehren wollte, ließ ihm der Zuſtand des Schwarzen Meeres feine andere Wahl, als Ftalien zu durchziehen und dann na< Wien zu kommen, das will ſagen, die nöthige Zeit fi< zu nehmen, um ſi ſelbſt von den wahren Abſichten OeſterreichUngarns zu verſihern. Er hatte mit eigenen Augen die Elemente geſehen, über die man im Oriente disponiren konnte; er war na<h Wien gekommen, um ſelbſt zu ſehen, was mit dieſen Elementen zu machen mögli<h war, und vor Allem, welches der vorherrſchende Gedanke der Verbündeten Rußlands in dieſer Beziehung wäre.

Der ruſſiſhe Botſchafter war in Wien mit dem beſchleunigten Perſonenzug der Südbahn angekommen, auf dem Perron des Bahnhofes hatte fi< ein Theil des. Perſonals der ruſſiſchen Botſchaft, ſowie etwa dreißig Studenten ſlaviſcher Nationalität eingefunden. Nachdem der Zug in die Halle eingefahren war, verließ General JIgnatieff, ſowie deſſen in ſeiner Begleitung befindlihe Gattin Katharina, eine geborne Fürſtin Galißin, und ſein Sohn das Coupé