Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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ſeinen Fra> gekleideter deutſcher Gelehrter auf einem italieniſhen Maskenball ausnimmt. Es war dies der im Baue begriffene Palaſt der deutſchen Botſchaft. Die einzige Ornamentik desſelben ſind die an den E>en des Hauptgebäudes und der Riſalite (Vorſprünge) angebrachten mächtigen Adler in derſelben Stellung, in welcher ſie auf den Helmen der Garde-de-Corps einen ſehr
\{<önen Anblick gewähren, hier aber den Eindruck machen, als wittexten ſie den Leichengeru<h des
he Armee.
Hußar.
Uhlane. Infanteriſt. Garde-Cavall erie-Offizier.
vor ihnen liegenden Friedhofes und wären bereit, ſih auf die naheliegende Beute herabzuſtürzen. Die langſam herandampfende Escadre kam näher. Langſam, weil gegen die reißende Strömung anfkämpfend, fuhren die egyptiſchen Schiffe, neun an der Zahl, die Raaen mit je vier, ſehs und aht Matroſen beſebt, an dem in Folge ergangenen Befehles no< immer hier vor Anker liegenden mit Hobbart's Admiral3flagge geſ<hmü>ten „Rethymo“ vorbei, bis gegen-
über Tſchiragan. Von jedem Schiffe tönte die türkiſhe Volkshymne und bei Annäherung an den fkaiſerlihen Palaſt ein hundertſtimmiges : „Padischah tschok jascha !“ herüber. Nachdem das Admiralſchiff Anker geworfen hatte, beſtieg Prinz Ha ſſan ein kaiſerlihes Kaïk, welhes ihm von Dolma-Bagdſche entgegengeſendet worden war, und fuhr raſh gegen die Landtungstreppe.
Prinz Haſſan im lihtblauen Waffenroke, den Kragen mit drei goldenen Sternen, die lihtblauen Pantalons mit goldenen Lampas verziert, ſchritt in ſtrammèr militäriſher Haltung, die umſtehenden, übrigens niht ſehr zahlreihen Neugierigen na<h europäiſcher Art militäriſh grüßend, raſh auf die ſeiner harrende, blos mit zwei Pferden beſpannte Hof-Equipage zu und fuhr na< Fildisz-Kiosk, wo der Sultan, von den Miniſtern und Hof-Würdenträgern umgeben, ihn erwartete,
Der Prinz, welcher bekanntlih feine militäriſhe Erziehung in Berlin erhielt (er war Lieutenant à la suite des f. preuß. erſten GardeDragoner-Regiments) verrieth dies augenbli>li< durch ſeine e<t militäriſhe Erſcheinung. Mittelgroß, die Oberlippe mit einem kleinen Schnurbart geziert, der dem intelligenten, ziemli< vollen, jugendlichen - Geſichte das Gepräge der Männlihkeit verleiht, macht er tro ſeiner Jugend — denn er zählt kaum mehr als 24 Fahre den Eindru> eines energiſchen, zum Befehlen gebornen Mannes. Ernſt und würdevoll in ſeinem Auftreten, ſchien ſeine ganze Erſcheinung darauf hinzudeuten, daß er dereinſt als Herrſcher mit den orientaliſhen Traditionen brehen und gewiß fein Spielball in den Händen der Günſtlinge ſein würde. Es war befremdend, ihn von feinem Offizier ſeiner Umgebung begleitet, nur von einem türkiſchen Stabsoffizier empfangen und in zweiſpänniger Equipage abgeholt zu ſehen.
Nachdem ſi< der Prinz entfernt hatte, war Gelegenheit geboten, Vergleiche zwiſchen dem faiſerli<hen Kaïf, das ihn abgeholt hatte, und ſeinem eigenen, das aus Emirghjan, dem Palaſte des Vicekönigs am Bosporus, herangekommen war und nun bereit lag, um ihn dahin zu führen, anzuſtellen, und da fiel denn die Vergleichung ſofort zu Gunſten des egyptiſ<hen aus, wie ja Alles, was dem Khedive gehört, ſi<h dur< Pracht und Eleganz auszeihnet. Man denke ſih ein Boot, welches bei einer Länge von 20 Metern (26 Schritte) blos 1"/, Meter breit it, aus dunkelpolirtem Holze, mit Schnißwerk und eingelegter Goldarbeit rei<h verſehen , ſelbſt die Schaufeln der Ruder mit goldenen Halbmonden geziert, den Boden des Bootes mit blauem Sammte ausgeſchlagen und blaue mit Gold verzierte ſammtene Ruhekiſſen ; auf den Ruderbänken weiße Lammfelle als Site für die zehn Ruderer und dieſe Leßteren in weiße, breite, bis zu den