Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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einander wirbelnd. Ungeheure Felsblö>e rollt er von den Höhen hinab, die mächtigſten Bäume ſtürzt er in die Gießbäche hinunter , reißt die Dächer von den Sennhütten und ſchleudert ſie weit fort. Entſetzen herrſcht überall und ängſtlich fragt ſi Alles : „Was wird kommen ?* — Der Frühling i es, der ſeinen Einzug in die Alpenwelt halten will. — Aehnlich wie der Alpenſohn hrauſte das gewaltige Rußland über die Türkei her und Manqher fragte ängſtlih: „Was wird fommen 2! — „Der qchriſtlihe Frühling ſollte es ſein, der ſeinen Einzug in die mohammedaniſhe Balkanwelt halten wollte". Durch den Uebergang der Donau bei Brail a und Galaß waren die Ruſſen Herren der Dobrudſcha geworden,

Die Dobrud\<ha iſ eine 200 Quadrat - Meilen große, moraſtige, baum- und waſſerloſe Wüſte. Die Franzoſen ſagen : „Die Dobrudſcha iſt ein Fieberherd, eine Cholera - Erzeugerin“, Die Franzoſen wollten im Kriege von der Dobrudſcha aus den Krieg nah Nußland tragen. Sie ſtarben aber dahin und ſie mußten auf das Schnellſte dieſe Seuchenwüſte verlaſ-

erbaute die ſteinerne Brücke über die Donau niht weit vom Eiſernen Thor, deren Bogen von 70 Fuß Sprengweite auf zwanzig 150 Fuß hohen und 60 Fuß dien Pfeilern ruhten und die an jedem Endpunkte von einem Caſtell vertheidigt war. — Dieſes um ſo bewunderungswürdigere Werk, als wegen des Zuſammendrängens der Ufer die Stromſchnelle an dieſer Stelle beſonders groß iſt, wurde unter der Leitung und nah den Plänen des Apollodorus von Damaskus in einem Sommer beendigt. — Jm Jahre 107 benüßte nun Trajan dieſe Brü>ke und führte den Krieg mit ſo viel Umſicht, daß er die Hauptſtadt der Dacier erobert, große Schäße erbeutet und Dacien zur römiſchen Provinz macht, mit Dnieſter, Theiß, untere Donau und Schwarzem Meer zu Grenzen. Er legte eine Militärſtraße an, von der Donau bis Bendery bei Kiſchenew. Zu Rom ward aus der Beute die trajaniſche Säule errichtet und zu den prähtigen 123tägigen Triumphfeierlichkeiten, bei welchen über 10.000 wilde Thiere getödtet wurden, famen Geſandte von entfernten Völkern. Gegen die Do bru d<a zu erbaute er

ſen und führten den die ſieben Meilen Krieg in der Krim. lange VertheidiJm Auguſt 1854 gungslinie, den Trawaren ſie in der janswall. Dobrudſcha, im III Die Türken hatSeptember landeten FIS ten nichts Anderes zu

ſie bei Eupatoria.

Die Ruſſen, die Herren dieſes herrlien Fieberherdes, Dobrudſcha genannt, mußten beim Vorrüen Waſſer und Holzwerk mit ſich führen, um \o auf den ſieben Meilen langen Trajanswall, jekt die Czernavoda-Küſtendſh&Linie genannt, zu gelangen.

Die Türken zeigen eben in dieſem Kriege, daß ſie die Erfahrungen früherer Fahrhunderte ſi< zu Nuten zu machen verſtehen. Der große Kaiſer Trajan, der beſte Feldherr ſeiner Zeit, führte Krieg mit den Daciern, die damals an der Donau und dem Schwarzen Meere wohnten, im Jahre 102 und 105 nah Chriſto, und erfüllte ſo ſeinen Lieblingsſ<hwur : „Möge i<h Dacien zur Provinz machen und Euphrat und Donau auf ſelbſterbauten Brü>ken überſchreiten !“ Trajan

General Zimmermann.

thun, als dieſen Wall zu befeſtigen dur Czernavoda an der Donau und Küſtendſhe am Shwarzen Meere, und dort erwarten ſie die Ruſſen.

Die Dobrudſcha iſ gefährlicher für den Menſchen dur ihre Fieberdünſte als die afrifaniſche Wüſte. Denn die Schre>en der afrikaniſchen Wüſte ſind von den Arabern erdichtet worden, um die Reiſenden von dem Betreten derſelben abzuſchre>en, die ſie als ihr ausſhließliches Reich betrachten. Troß dieſes ungeſunden Klimas war die Dobrudſcha von verſchiedenen Coloniſten meiſt franzöſiſcher und“ deutſcher Nation bewohnt.

Die Zahl der deutſchen Colonien in der Dobrudſcha beträgt fünf oder ſe<s ; ihr Mittelpunkt iſt der Fle>en Atmadſcha, wo auh ein