Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

mengte ſi< der geldgierige Mahmud Paſha in die Angelegenheit und er gab die Befeſtigungsarbeiten einem ihm naheſtehendey Armenier oder Griechen unter der Bedingung in Accord, daß für ſeine, des ſultaniſhen S<hwagers Taſche, gleihfalls etwas abſiele. Man war daher im Momente bei dem beſten Willen niht in der Lage, auf den Höhen von Tſchataldſchie irgend welche Vertheidigungsmaßnahmen von Belang zu erbli>en. Was bisher geſchehen, beſchränkte \i< auf eine äußerſt nothdürftige De>ung des dortigen Bahnhofes und des Adrianopler Schienenweges und theilweiſe Wiederinſtandſeßung der uralten, no< allenthalben in großen Fragmenten vorhandenen „anaſtaſiſ<en Mauer“, welche ſeinerzeit von den befeſtigten Selymbria am MarmaraMeer bis Derkos am Pontus lief. Es war ein gewaltiger Bau, der die Beſtimmung hatte, die Horden der Bulgaren und anderer Barbaren auf ihren feindlihen Streifzügen gegen Conſtantinopel aufzuhalten. Fuſtinian verſtärkte ſie dur iſolirte Thürme, welhe der Mauerfront eingefügt wurden. Abſoluten Widerſtand hat dieſe Befeſtigung indeß, mit Ausnahme eines einzigen Males, wo Beliſar ſie gegen die Bulgaren unter Zerbo Khan vertheidigte, niemals geleiſtet, und ihre große Ausdehnung ermöglichte es allenthalben, den Wall an irgend einem Punkte “wit bedeutender Uebermacht zu durhbrechen . . . Es ſcheint ſona<h der Vertheidigungslinie von Tſchataldſchie-Sinekli nur eine hiſtoriſche, überlieferungsgemäße Bedeutung innezuwohnen, feineswegs aher eine thatſächli< militäriſ<e, abgeſehen davon, daß die Regierung auh nicht über den winzigſten Bruchtheil jener Summe verfügt, die eine wirfli<h widerſtandsfähige Befeſtigungs-Anlage von modernem Werthe in der koloſſalen Ausdehnung zwiſchen Silivri und Derfos auf alle Fälle koſten würde. Die ganze Frage ſchien demna<h nur als eine theoretiſhe Berechnung, die zunächſt berufen ſein mo<hte, Ma hmud Damat Paſcha und anderen Biedermännern ſeines Schlages die Taſche zu füllen.

Als Nachtrag zu der Einnahme von Fen iSaghra durch die Ruſſen mag es vielleiht von Jutereſſe ſein, zu wiſſen, wie ſehr die bulgariſche Jntelligenz jenen in die Hände arbeitete. Der Stations<hef des genannten Städtchens, ein Bulgare, ſtand dur< Kundſchafter und Ausforſcher bereits viele Tage früher mit General Gurk o in unmittelbarem. Verkehr, und es ward dieſem dur dieſe Unterſtüßung die Aufgabe weſentli erleihtert. Fragliher Stationschef, der ſchon ſeit Fahren ſeines Amtes in Feni-Saghra waltete, war der Regierung ſhon vor Langem ein Dorn “im Auge, und als er während des vorjährigen Bulgarenaufſtandes den thätigſten Antheil nahm, zog ihn die Militärbehörde ein und verurtheilte ihn zum Tode. Nur das Ableben Abdul A ziz'

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und die mit Mura d's V. Thronbeſteigung erlaſſene Amneſtie retteten ihm das Leben. Er wurde glei<hwohl wieder inDienſt geſtellt, und zwar auf der Station Makriköi bei Conſtantinopel, um Anfang dieſes Fahres wieder nah Jeni-Saghra zurü>beordert zu werden, wo er der Bahnverwaltung, ſeiner Localkenntniſſe halber, als unentbehxli<h ſchien. Jn den lebten zehn bis zwölf Stunden vor dem Eintreffen der Ruſſen an der Bahnlinie ließ er keinen Zug mehr abgehen, - mit der Abſicht, den Ruſſen für den etwaigen Bedarf einiges Rollmaterial zur Benützung bereitzuhalten ! Der Uebergang. General Gurk os über den Balkan war unſtreitig ein blendendes Kunſtſtü>. Man könnte ſi keine. glänzendere Expedition in's Gedächtniß zurü>rufen. Nachdem die Cavalleriediviſion Gurko auf beſ<werli<hen Gebirg8pfaden den Balkan-Uehbergang bewirkt und am 15. Juli jenſeits des Gebirges ſi< der Eiſenbahnſtation Feni-Saghra bemäctigt hatte, war man allgemein auf den Gegenſha<hzug geſpannt, welher von Seite des türfiſhen Obercommandos erfolgen würde, Das 8. ruſſihe Corps ſte>te auf verſchiedenen Pfaden im Gebirge; das Hauptquartier des ruſſiſchen Obercommandos wax nah Tirnowa verlegt und ließ feinen Zweifel, daß no< größere ArmeeAbtheilungen über den Balkan nachfolgen würden. Die Hauptpaſſagen, der Schipka- und die anderen Päſſe befanden ſih no< im türkiſhen Beſitze. Nichts einfacher, als daß von Seite der türkiſchen Hauptmacht, welche bei RNasgrad und Schumla ſtand, ein Vorſtoß gegen Tirnowa erfolgen mußte, um die Ruſſen von da aus zu verdrängen und die Balkan-Päſſe wieder frei zu machen. Er wurde erwartet. ; Dieſer Vorſtoß unterblieb jedo<h. Der türfkiſhe Generaliſſimus, der den GroßſürſtThronfolger mit zwei Corps unmittelbar vor ſich ſah, den General Zimmermann, welcher über den von den Türken ohne Widerſtand verlaſſenen Trajan8wall vorrü>te, in ſeinem Rücken, vom 9, ruſſiſhen Corps, welches ſi< no< bei Siſtowo befand, und vom- Gros des 8. Corps bei Tirnowa in ſeiner linken Flanke bedroht, wußte nun niht, na< welcher Seite er ſi< wenden ſollte. Er that nichts, verlor den Kopf und blieb, in Apathie verſunken, bei Schumla ruhig ſtehen. Er befürchtete, daß, wenn ex angriffe, alle feindlichen Corps über ihn herfallen würden. Als eter Zauderer, der nur ſein römiſches Vorbild nicht ret begriffen hatte, wollte er vorerſt noch a bwarten, bis ſi<h die feindlihen Operationen mehr entwi>elten, mittlerweile ſeine zerſtreuten, von Widdin, Sofia, Conſtantinopel und dem Kriegsſhauplaßze in Montenegro. im Anmarſche begriffenen Heerestheile heranziehen. Dann wollte er von der centralen Lage, in der ſi<h ſeine Armee im Feſtungs-Viere> zwiſchen den ihn .von