Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

204

dort ſeine „Amtshandlung“ einzuleiten. Aber der Viehräuber hatte ſi<h ihm widerſeßt und ſogar mit Tätlichfeiten gedroht, wenn man ihn niht in Ruhe laſſe. Daraufhin hatte ſh ein erregter Wortwechſel erhoben, im Verlaufe deſſen ein Freund des zu belangenden Miſſetäters den Gjobar mit dem Kolben niedergeſchlagen hatte. Und nun hatte die ganze Sippe des Mannes von Kulomoria auf den bewußtlos am Boden Liegenden eingeſchlagen, ihn auf ſhre>li<#ſte Weiſe mißhandelt. Zu= fällig war Kol Nikaj des Weges gekommen und hatte ſeinen Bruder in folher Gefahr vorgefunden. Zuerſt hatte er, ob der Mißhandlung eines bereits Wehrloſen in, tiefſter Seele empört, mit zornigen Worten dieſem wüſten Treiben Einhalt geboten, hatte gemeint -— ſo er=zählte er uns — erſchießen, hätten Jie den Gehaßlen ja önnen, aber einen zu Tode \<lagen, das ſei der Männer unwürdig. Man hörte niht auf ſeine Worte, beachtete ſie niht einmal im Gefühle dex Sicherheit ver= leihenden Ueberlegenheit. Da hatte auh ihn dex Zorn ergriffen und ehe ſi<h no<h jemand deſſen verſehen, hatte er die Büchſe angelegt und den am ärgſten auf den Bruder Eindrängenden erſchoſſen. Jett hatte ſich ein lebhaftes Feuergefe<ht zwiſchen Kol Nikaj und den Gegnern ſeines Bruders entſponnen, im Verlaufe deſſen es ihm gelungen war, no< zwei Männer dur<h wohlgezielte Schüſſe zu töten. Daraufhin hatten ſich die Feinde zurüc= gezogen und er hatte den halbtoten Bruder auf die Schulter genommen und nah Flethi hinübergebraht, wo er jezt noh todkrank darniederlag. Ihm {elber aber drohte jezt die Rache des Blutes, weil ex den Bruder verteidigt hatte.

All das erzählte Kol Nikaj ſo ruhig, als handle es ſich um die harmloſeſte Sache von der Welt. Er verz traute ſih und ſeiner guten Flinte, und als wir ſeinen Hausgenoſſen gegenüber von der Gefährlichkeit einer