Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Goeten

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ſich vom Vater auf den Sohn vererbt, ſo rotlet mitunter dieſe Sitte in wenigen Jahren zahlreihe Ge\{<hle<ter aus.

Es iſt unglaublih, mit welcher Zähigkeit bei den

| Malzoren ‘der Bluträcher ſein Opfer verfolgt. Sehr oft

verläßt derjenige, auf dem die Blutſhuld laſtet, ſeinen

© Stamm, um der Rache zu entgehen, aber der Rächer “ ruht und raſtet nicht, bis er ſeiner früher oder ſpäter * irgendwie habhaft wird. Es iſt öfters vurgekommen, ſagt Steinmeß, daß ein Schala quer über die Gebirge,

durch feindliche Stämme Hhindur< bis na< Djakova oder

_Jpek ging, um an ſeinem Gegner, der ſich dorthin ges : flüchtet hatte, Rache zu nehmen.

Verläßt ein „Dſchakſur“, ein der Blutrache Verfallener, das Gebiet ſeines Stammes, ſo iſt er genötigt, ſo lange bei den benahbarten Stämmen herumzuziehen, bis er entweder eine befreundete Familie trit, der er ſi< nun ſtändig anſchließen kann, oder bis eventuell dur<h Vermittlung ſeiner Freunde eine Ausſöhnung mit der Familie des Getöteten zuſtande kommt. Man triſt ſo, wie auh Steinmetz berichtet, „überall in der Malcija Stammesflüchtige, die oft ihr Leben lang nicht in die Heimat ¿urüd>fkehren können, weil die gegneriſhe Familie die Aus= föhnung verweigert oder weil der Dſchakſur nicht imſtande iſt, die notwendige Entſhädigungsſumme zu bezahlen.

+ &Fhr Schi>kſal wird ihnen jedo< überall durh die Gaſt-

| freundſchaft erleichtert. Jn jedem Hauſe finden ſie Uuter-

* kunft und Verpflegung, kein Albaneſe wird ſie ohne triftige - Gründe abweiſen. Kommt der Dſchakſur in ein ſeinem Stamme feindliches Gebiet, ſo begleitet ihn ein An-=

gehöriger desjenigen Hauſes, deſſen Schuß ihm zuerſt zu= teil geworden, bis zum nächſten Orte, wo ex einem Freunde übergeben wird. Dieſer ſorgt auf die nämliche Weiſe für ihn, und ſo kommt er dur<h das ganze feindlihe Gebiet“.