Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
212 Die Nachiſeite der menſchlichen Seele.
voranſ<hreiten, wir haben einen vollfommenen Nachtiwand= ſer vor uns. Abex es kann niht von einem „geiſter= bleichen“ Geſicht, einem „geiſterhaft ſ<hwebenden“ Gang die Rede fein, vielmehr taumelt der Nachtwandler ebenſo über eine 1m Wege ſtehende Fußbank, wie ein Wachender im Dunkeln, und hat oft ein angenehm geröthetes Au#= ſehen.
Doch ſehen wix von dieſem Wandern ab, ſo nehmen wix bald andere Erſcheinungen wahr. Es dauert nicht lange, ſo beginnen ſich ſeine Lippen ſichtbar zu bewegen und ex fängt zu ſprechen an, zuerſt unzuſammenhängend, nur mit einzelnen Worten den verſchlungenen Weg der traum=haft an ihm vorüberziehenden Vorſtellungen bezeichnend, dann aber immex zuſammenhängendex, ſo daß er es man<h= mal bis zu einem ziemli<h geordneten Monologe bringt.
Das Sprechen im Schlafe findet ſich Übrigens auch bei Geſunden ſehr häufig; die meiſten Menſchen wiſſen es gar niht, daß ſie lebhafte Träume mit geſprochenen Lauten begleiten. Nur tritt dieſe Erſcheinung in ſehr verſchiede= nem Grade auf. Während Manche nux in den erregteſten Träumen einige abgeriſſene Worte ſprechen , reden Andere Stunden lang ſehx lebhaft.
Doch kehren wir zu unſerem VerſuWhsobjekt zurück. Dex S<hlafende iſ jeht ſchon mitten in ſeinem Selbſt= geſpräch, das bald lauter, bald gedämpfter in unaufhör= lichem Fluſſe fortgeht. Jedoch die Stimme iſt monoton, das Geſprochene entbehrt der Lebendigkeit, Silben= und Wortbetonung ſind mangelhaft — ein Betweis dafür, daß der lebendige Accent der Sprache, das, was ihr erſt Geiſt