Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
214 Die Nathtſeite der menſchlichen Seele.
aber nimmt ein ſolcher Schlaftrunkener gewiß niht auf, und wenn es behauptet worden iſt, fo dürfte dies auf Nebertreibung beruhen. Dagegen ſoll es bei wirflichen _ Nachtwandlern der Falll ſein.
Zu ſolchen Verſuchen gehört übrigens durchaus Leine beſondere Nebung, vielmehr fann ſie Feder anſtellen und ſich von der Wirklichkeit jener intereſſanten Erſcheinungen jtberzeugen. Allerdings gelingen ſolche Verſuche niht int mex, denn nicht alle Menſchen ſind dazu diëponirt, gewiß aber wenige in dem oben beſchriebenen Umſange. Die Anlage iſt eine ſo verſchiedene, daß Manche überhaupt nicht zu Wanderungen zu veranlaſſen ſind, jedoch gleich in lebhaftes Sprechen gerathen, während Andere gar nicht ſprechen, ſich aber ſeicht zu Bewegungen reizen laſſen, noh Andere erwachen wieder bei dem leiſeſten Geräuſch u. #. w.
All’ dieſe Crſcheinungen werfen ein Licht auf die trank= haften Symptome des ſogenannten Nachtwandelns, dem nun nichts Nebernatiürliches mehr anhaftet, ſondern das 1un8 von dex Phyſiologie dur Reizzuſtände des Nerven=ſyſtems, in8beſondere der Niüctkenmarksnerven, exfſärt wird.
Doch dieſe Erſcheinungen beſchränken ſich feineswegs aus\<ließlich auf den Schlafzuſtand; auch dex wache ZU ſtand bietet Aehnliches. Wir denken hiebei zunächſt an jene Perſonen, die im Wachen bei anhaltenden mechani= ſchen Verrichtungen „mit offenen Augen ſchlafen“, wie es dex Volksmund nennt, ohne dabei ihre Verrichtungen zu unterbrechen, die ſie unbewußt fortſezen. Da geht der er mniüdete Vote, mit offenen Augen ſchlafend, ſeinen gewohn= ten Weg, bis ex, dur< den Gruß eines Vorüber=