Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
216 Die Nathtſeile der menſchlichen Seele.
bei mögliſter Unterdrü>ung anderer Gedanken anhaltend ſtarr anſchauen laſſen. Dieſe Operation ruft bei den dazu Disponirten einen Nervenreiz hervor, welcher ſie nah einiger Zeit in einen traumartigen Lähmungs= zuſtand verſet, in dem ſie bald mehr oder weniger bez wußtlos und willenlos ſi< lenken laſſen. Genügt dies nicht, ſo nimmt ihnen meiſt das mit einer gewiſſen Feter= lichkeit vollzogene Beſtreichen ihres Körpers, bei dem der Experimentator mit ausgeſpreizten Fingern, die den Kör= per des „Magnetiſirten“ kaum merkli< berühren, langſant über denſelben abwärts ſtreift, den leßten Reſt der Willens= {raft und des Bewußtſeins. Solch? ein „Magnetiſirter*“, ſofern ex noh einen Theil ſeines Bewußtſeins hat, nimmt Alles wahr, was um ihn vorgeht, aber ſein Wille iſt gelähmt, er iſ nux noh ein Werkzeug des Cxperimentators. Auf einen Wink deſſelben erhebt er ſi< mechaniſ< von ſeinem Site und folgt ihm willenlos, wohin ihm dieſer winkt. Schließt ihm der Experimentator die Augen, fo blei= ben dieſelben in einer Art von Starrkrampf feſtgeſ{loſſen und er verſucht längere Zeit vergeblich, ſie wieder auf= zuſchlagen. Drü>tt er ihm die Hand zu, ſo beſit der Hypnotiſizte nicht die Kraft, ſie aufzumachen.
Dieſer Zuſtand ſteigert ſich bald ſoweit, daß der Hyþp= notiſirte feine eigene Sinnesempfindung mehr hat, ſo daß der Experimentator ihn beliebig täuſchen kann. So bez richtet Profeſſor Rühlemann, daß eine von ihm in hyþnotiſchen Zuſtand vexrſehte Perſon eine rohe geſchälte Kar= toffel ohne ein Zeichen der Abneigung aß, nachdem thr bedeutet worden war, daß es ein Apfel ſei, daß dieſelbe