Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Franz Eugen. 227
hende an dem jenſeitigen Rand des Grabens empor und glitt, mit Händen und Füßen an jedem vorſpringenden Stein eine Stüße ſuchend, an dex ſteilen Bergwand hinab. Blutend zwar und von Dorn und Geröll arg zerfeßt, aber Heil und geſund langte ex im Thale an. Ohne ſich eine Minute Raſt zu gönnen, eilte ex an das Rheinufer, löste einen dort angetetteten Kahn und ruderte hinüber na<h der Veſte CEhrenfels, deren Thürme ſi<h troß der dunkeln, ſtürmiſchen Nacht deutlich genug von den windgepeitſchten Wolken des Himmels abhoben und ihm die Richtung zeigten, welche er einhalten mußte. Der Thorwart er= fannte gleich die mächtige Stimme ſeines Herrn, als der Domprobſt, vor der aufgezogenen Zugbrücke der Burg ſtehend, laut Einlaß begehrte; ſ{<nell wurde es im Burgz= hof lebendig, die Brücke raſſelte herab, das Thor wurde geöffnet, und mit Schre>en und Entſeßen ſahen der Thor= wart und die herbeiſtürzenden Reiſigen, in welchem jämmex= lichen Zuſtande ſi<h der hohwürdige Bisthumsadmini= ſtrator befand. Haſtig theilte er ſeinen Mannen, während er fich anfleiden und wappnen ließ, das Vorgefallene mit und befahl ihnen, ſich bereit zu machen, ſogleih mit ihm nach der Burg Klopp zu ziehen, um die dort verſammelten aufſtändiſchen Bürgex zu überfallen und zu züchtigen. Eine halbe Stunde ſpäter ritt ex ſchon gewappnet und gerüſtet an der Spiße ſeiner Reifigen aus dem Thore von Chrenz ſels.
Unterdeſſen hatten die Bürger von Bingen, während ſie warteten, bis ſih der Domprobſt angekleidet haben ivürde, dem Kellermeiſter der Buxg befohlen, ihnen ein