Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Franz Eugen. 229
„Ex iſt dux ein Wunder des Himmels entfommen!* „Goit hat ſeine Engel geſandt, ihn aus dieſer Höhe unver= ſehrt hinab zu tragen !* flüſterten ein paax Stimmen. „Wehe uns, wel< ein Strafgericht wird der Falkenberger jezt über uns halten!“ tônte es wie ein Echo aus dem Munde dex Andern zurü>, und mit bleichen Geſichtern und fſ{<lotternden Knieen fehrten die Aufrührexr in die Burg zurüc, um Berathung zu pflegen, wie man ſi<h am beſten aus dieſer böſen Lage ziehen fönne.
Ueber ihrem Schre>en vergaßen ſie die Zughrücte wieder aufzuziehen und das Thor bewachen zu laſſen, und au< während der ſtürmiſchen Berathung, zu der ſie nun in vem Saal der Burg zuſammentraten, dachte Keiner daran, dies Verſäumniß wieder gut zu machen. Unter den Ver=ſ<woxenen herrſchte die größte Uneinigkeit und Rathloſigfeit, Einer machte dem Anderen bittere Borwürfe über das mißglücte Unternehmen, zu dem plöulich Niemand dex Anſtifter geweſen ſein wollte, die Furcht vor dem Zorn des Domprobſtes, dex — und das war der einzige Punkt, über den fie einig waren — ſi< ſ<hwer an ihnen und ihrer Stadt rächen würde, lähmte ihre Entſchloſſenheit. Schon brach der erſte Moxgenſtrahl durch die Fenſter des Saales, und no< immer wußten ſie niht, was fie thun ſollten und wollten.
Da ſprangen plöhlich die Thüren auf und herein trat Herr Kuno v. Falfenberg, das Schwert in der Hand, gefolgt von der Schaar ſeiner Reiſigen.
„Jebt ſeid Jhr meine Gefangenen !® rief ex ihnen donnernd zu, „und das Löſegeld, das ih von Euch fordere,