Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7., S. 209

Von H. Berka. 205

Namen der Voruzulaſſenden iſt. Endlich tritt dex große Mann, nennen wix ihn Sulpicius, ſelbſt unter die ſi< demüthig neigende Menge, die ihn mit lautem „aye domine“ (fei gegrüßt, Herr) empfängt, ſpendet hier ein gnä= diges Wort und geht dort mit Stirnrunzeln vorüber, nimmt hier eine Bittſchrift an und fällt dort eine Ent= ſcheidung. Aber in dieſen erſten Morgenſtunden ſpielen fich außer dem Klientenempfang und den Höflichkeits= beſuchen, zu denen man ſich oft in geſchloſſener Sänfte traz gen Ließ, um den verſäumten Schlaf hinter deren Vor= hängen nachzuholen, au< ernſtere Feierlichkeiten ab: Die Anlegung der Männertoga, welche den Eintritt des Knaben in den Kreis der Erwachſenen bezeichnete, Teſtament8eröff= nungen, ja au< Verlobungsfeiern und Hochzeiten. Nach Erledigung dieſer privaten Angelegenheiten begab ſich der Senator — nachdem er das einfachere Morgenunterkleid mit der purpurverbräimten Tunica laticlavia und Loga, und die bequemen Sandalen mit den nux dem Patrizier-= ſtand geſtatteten Schuhen aus rothem Leder (mulleus) ver= tauſcht hatte — an die Geſchäfte zu den Magiſtrats= fibungen, den Senatsverſammlungen oder, wenn er zu den Begünſtigten des Cäſars gehörte, zum Morgenempfang nach dem Palaſte des Herrſchers.

Inzwiſchen iſt wohl au< die Domina, die Hau8herrin, erwacht. Helltönend fällt, von ihrer zarten Hand gewor= fen, die Kugel in die ſilberne Schale und ruft dèx Diene= rinnen Schaar herbei. Leiſe auf den Fußſpiben betreten die Sklavinnen das Schlafgemach der Gebieterin, die purpurnen Vorhänge der Fenſter gleiten auseinander, das helle Tages-