Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
206 Aus dem Haushalt eines römiſchen Senators.
licht fällt auf das mit Elfenbein und Schildkrot eingelegte, auf goldenen Füßen ruhende Lager, auf die üppigen Seiz denkiſſen und auf die jugendliche Herrin Octavia. Jm Nebenzimmer harrt bereits das Bad in alabaſterner Wanne, die Vertrauteſte der Sklavinnen geleitet die Domina zu ſeiner erfriſchenden Fluth. Dann umfängt ein Ueberwurf vom feinſten Biſſus die zarten Glieder und die Toilette — beginnt.
Myſis,, die Ornatrix, haucht einen metallenen Handſpiegel an und reicht ihn der Octavia, die ihn zu dem ſeitt= geſhwungenen Näschen führt, um ſich zu überzeugen, ob der Hauch der Sklavin auch rein und tadellos ſei. Eine verzeihliche Vorſicht, denn dieſe reibt jet die unentbehr= liche Schminke mit ihrem Speichel ein, ehe ſie mit ge[<hi>= ter Hand Lilien und Roſen auf die Wangen der Gebieterin zaubert und mit ſ{harfem Strich die Augenbrauen naz ſchwärzt. Dann naht die Friſeurin mit dem Ste>kamm, Crinale, Nadeln, Acus, und Brenneiſen , Calamistrum, und beginnt vorſichtig ihr ſchwieriges Werk. Endlich iſt dex Lo&Xenbau vollendet, über das enganſchließende, weiß= wollene Unterkleid (subucula) ſtreift die Zofe die meer= grüne, faltenveiche Tunika, zu der aſſyriſche Seide den Stoff geliefert hat, und ſchnürt ſchnell die Sandalenbändex um die roſigen Füße. Octavia lehnt ih zu= frieden und behaglich lächelnd in den mit Kiſſen belegten Lehnſtuhl zurü> und naſcht, indeſſen die Sklavinnen ihr die Bänder (fibula), welche die Falten der Tunika zuſam= menhalten, an der reten Schulter befeſtigen und die Arme und Finger mit ſtrahlenden Ringen ſhmü>en, ein wenig