Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Haſſo Harden. 217
ſchiedsrichterlichen Beilegung aller ausbrechenden Streitig= eiten. Aber an den realen Verhältniſſen zerſchellte dieſer Bund, und als die Thebaner die ſhon gedachte Inſtitution in ſpäterer Zeit zu neuem Leben erwe>en wollten, da bez fchworen gerade dieſe Bemiihungen den furchtbaren „heiligen Krieg“ herauf, der zur Zerſtörung und Schändung der höchſten Heiligthitmer von ganz Hellas führte.
Rom war, was es war, dur< den Krieg, während der ganzen Dauer der Republik ſ{loffen ſi<h nux zweimal vor= übergehend die Pforten des Fanustempels, zum Zeichen, daß innerhalb der Grenzen des rieſigen Reiches die Waffen ruhten. Und doch war es ein römiſcher Kaiſer, und ein Soldatenkaiſer dazu, der zum erſten Male den Gedanken des Weltfriedens praktiſch zu verwirklichen ſuchte: Kaiſer Probus war es, der im 3. Jahrhundert n. Chr. die Macht des Reiches feſt genug begründet glaubte, um der Welt den Frieden geben zu können. „Die Waffen ſollen ruhen, die Völker keine Kriegsſteuern zahlen,“ befahl er. „Dem Pfluge ſoll dex Stier gehören, dem Frieden foll das Roß geboren werden: Nirgends ſei Kampf, und keines Kriegers wollen „wir fortan bedürfen!“ Er ließ ſeine Legionen in Egypten Nildämme, in Aſien Straßen bauen, an der Donau ſollten fie Getreidefeldex a>ern, in Südfrankreich Oliven-=haine pflanzen. Kurze Zeit nur vexging und die Welt murrte, der Kaiſer ſelbſt wurde, als er unter die Solda= ten trat, die ihn auf zwanzig ſiegreichen Feldzügen treu begleitet hatten, von den unzufriedenen Kriegsfnehten er= ſ{lagen, und fiel als Märtyrer ſeiner hohen , edlen aber unausführbaren Jdee.