Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
S220 Das Phantom des ewigen Friedens.
Völker geſezmäßige Beſchränkungen von internationaler Geltung anlegte und in ſeiner weiteren Ausbildung weſent= lih dazu beigetragen hat, dem Kriege ſeine äußerſten Schre>en zu nehmen, die Gebote der Humanität auch auf ihn auszudehnen.
Die Begründung der feſtgegliederten Staaten der neuen Beit brachte auh die Beſtrebungen zur Herbeiführung des ewigen Friedens in neue Formen; an die Stelle der geiſt= lichen trat die weltliche Gewalt, und gewiſſermaßen wieder anknüpfend an die Pläne des Kaiſers Probus ſollte ein Univexſalſtaat der Welt, mindeſtens Curopa, das Glüt des Friedens ſchenken. Kein Geringerer als Heinrich IV., Frankreichs großer König, widmete, unterſtüßt von ſeinem genialen Miniſter Sully, ſeine politiſhen Fähigkeiten und ſeine Energie dem umfaſſenden Plane. Europa ſollte hin= fort eine „<hriſtliche Republik“, beſtehend aus den ſechs erblichen Monarchien Frankreich, England, Spanien, Schwe= den, Dänemark und der Lombardei, aus fünf Wahlreichen, Deutſchland, dem Kirchenſtaat, Ungarn, Böhmen und Polen, “ endli<h aus vier Republiken, Venedig, Niederlande, Schweiz und Mittelitalien, bilden, Freiheit der Religion und Rechksgleichheit in ihr herrſchen, ein oberſter Gerichtshof über alle Streitigkeiten entſcheiden und ein höchſtes Schied8= gericht jedem Kriege vorbeugen. Man fragt unwillkürlich, durch welches Mittel? Welche Macht konnte dieſem Schied8= gerichte verliehen werden, die genügt hätte, im Zwieſpalt der Jntereſſen ſeinem Ausſpruch Geltung zu verſchaffen ? Welches Zwangsmittel ſtand ihm gegen ungehorſame Bun= desmitglieder zur Verfügung? Die Antwort kann nur