Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
| Von Haſſo Harden. 921
lauten : der Krieg, die Gewalt der Waffen! Und fonderz bar genug wurde wieder von Heinrich IV. ſelbſt als die erſte Aufgabe des neuen Staatenbundes der Kampf gegen die Türken bezeichnet, ihre Vertreibung aus Europa follte die erſte Chrenpflicht der Friedenspolitif ſein, die natürlich unter Frankreichs Hegemonie geplant war. Die Ernorz dung des großen Königs hinderte die Auêführung des Gedankens, für welchen bereits zahlreiche Fürſten gewon= nen waren, und wix meinen, dies war ein Glü> für dent Frieden Europas, denn jeder ernſte Schritt zu ſeiner Ver= wirklichung hätte gewiß Ströme von Blut gekoſtet.
Auf den“ Jdeen Heinrich's IV. und Sully's fußte_das hochintereſſante Werk des Abbé de Saint Pierre über den ewigen Frieden, das im Anfang des 18. Jahrhunderts erſchien, und große Bewunderung, aber au< unendlichen Svott erntete. Auch ex wollte einen europäiſchen Staaten= bund ſchaffen, der den permanenten Friedenszuſtand garan= tiren ſollte, und auch ex überſah, daß nur Waffengewalt widerſtrebende Staaten zum Beitritt zwingen könnte. Weit gründlicher und exnſter behandelte Deutſchlands größter Denker, dex unſterbliche Königsberger Philoſoph Fmanuel Kant, faſt ein Jahrhundert ſpäter dieſelbe Frage in ſeinem berühmten „Traktat zum ewigen Frieden“. Er- be= trachtet den permanenten Friedenszuftand keineswegs, wie alle ſeine Vorgänger, als möglich in der Gegenivart, ſon=dern als ein Kuſlturideal, als ein Ziel, auf das ‘hinzuarbeiten die höchſte und erhabenſte Pflicht der Menſchheit ſei. Indem ex gleichſam die Wiſſenſchaft des Weltfriedens begründete, ſtellt ex in einzelnen Artikeln zuerſt die Bez