Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
230 Das thieriſche Leben im Waſſertropfen.
in verſchiedener Zahl, ſogenannte Pſeudopodien oder Scheit= füße hervorſchieben und wieder einziehen. Es find keine Anhangsorgane, wie die Füße der höheren Thiere, ſondern Ausfa>ungen der zähflüſſigen Körpermaſſe ſelbſi. So zeigt die Monere alſo Bewegung, und dieſe Bewegung iſt niht unwillkürlich, ſondern beruht in ihrem Willen. Wix können dies zweifellos erfennen, wenn wir fie auf mechaniſ<hem Wege oder dux<h <hemiſ<he Mittel reizen. Wir fehen nämlich, daß dadurch die Bewegung beeinflußt wird und exkennen daraus, daß die Monere au< Empſin= dung beſißt. Kommt die Monere mit kleinen Körpern, welche ihr zur Nahrung dienen können, in Berührung, ſo ſchiebt fie Fortſäße hervor, welche dieſelben umſließen, ſi< dur< Verſchmelzen wieder vereinigen und ſo die Nahrungs= ſtoffe in die Körpermaſſe aufnehmen. Dieſes kann an jeder beliebigen Stelle des Körpers geſchehen. - Die Nah= rungëſtoffe werden alsdann im Jnnern durch die Körper= maſſe ſelbſt verdaut. Sie werden aufgelöst; die brauch= baren Stoffe aſſimilixt und die unbrau<hbaren Theile an jeder beliebigen Stelle wieder ausgeſtoßen. So kann alfo jede Stelle vorübergehend als Mund und als Auswurfs= öffnung fungiren. Durch dieſe Nahrungsaufnahme wächst die Monere. Hat ſie eine gewiſſe Größe erreicht, ſo bez mexken wix ungefähr in der Mitte des Körpers eine kleine Einſchnürung, welche immer tiefer einſchneidet, bis ſc<ließlih der ganze Körper in zwei Theile zerfällt. Feder dieſer Theile zeigt dieſelben Lebenserſcheinungen, wie die urſprüngliche Monere, iſt alſo ein vollſtändiger Organi®= muS.