Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
232 “Das thieriſche Leben im Waſſertropfen.
niht mit Sicherheit, aber ſoviel ſteht feſt, daß er eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung ſpielt.
Unſere Amdbe fängt an, ſi< zu bewegen. An einer beliebigen Stelle entſteht ein Fortſaß ; dieſer vergrößert ſi, während die Körpermaſſe kleiner wird, und ſ{ließli< fließt die ganze Körpermaſſe in den Fortſaß ein. Auf dieſe Weiſe gleitet das Thierchen langſam vorwärts. Auf ihrem Wege trifft ſie eine zweite Amöbe. Langſam fängt ſie an, dieſelbe zu umkreiſen, erſt im weiten Bogen, dann immex enger und enger. Zunächſt bleibt ihre Form zienm= [ih unverändert, dann dehnt ſie ſich aus, wird länger und ſchmäler, ſ<ließli< legt ſie fi<h wie ein Band um die andere herum, das Protoplasma beider Thiere fließt zu= ſammen, und aus den beiden Amdben iſt eine einzige ge= worden, welche al8dann, als wenn nichts vorgefallèn wäre, ihren Weg fortſeßt. Wahrlich, eine wunderbare Erſcheinung.
Doch das Doppelweſen foll ſi<h ſeines Lebens nicht lange mehr freuen. Dort naht ein breiter, ſcheibenartiger Körper, deſſen Oberfläche von beweglichen Dolchen und Stacheln ſtarrt. Es iſt ein Waffenthierhen. Bald hat es unſere Amöbe erreicht, und wie von einer untviderſteh= ſichen Macht angezogen, ſchießt dieſe in den weit aufge= ſperrten Rachen des Ungeheuers. Das Waſfenthierchen ge= hört zu den Jnfuſorien.
Dex Körper der Jufuſorien iſt ſchon bedeutend höher organiſirt, als der der Moneren und Ambben. Die Körber= maſſe beſteht ebenfalls aus elaſtiſhem Protoplasma, wel= ches in eine feſtere Nindenſchicht und eine weichere, zartere Markſchicht zerfällt. Während aber den Moneren und